© Niko Havranek

Andrea Bier: »Viennacontemporary ist eine Plattform für weibliche Positionen«

Mit unserer LIVING-Kunstherbst-Serie präsentieren wir Ihnen ab sofort Ausstellungshighlights, Szene-Events und ausgewählte Persönlichkeiten der heimischen Kunstszene. Gönnen Sie Auge wie Geist beflügelnde Quellen der Inspiration. Aktuell reden wir mit Vorstandsmitglied Andrea Bier über ihre Highlights der diesjährigen Viennacontemporary und weshalb die Förderung von Frauen in der Kunst eine Herzensangelegenheit ist.

08 . September 2023 - By Verena Schweiger

Der September hat es für die Kunstsammlerin und Unternehmerin Andrea Bier in sich. Gerade ist sie mit ihrer Familie von Gmunden zurück nach Wien übersiedelt, am 7. September startet die internationale Messe für zeitgenössische Kunst, »Viennacontemporary«, bei der Bier seit deren Neuformation im Jahr 2022 im Vorstand sitzt. Viele Termine, Treffen und Veranstaltungen mit Künstler:innen, Kurator:;innen und Sponsoren stehen in den kommenden Tagen auf ihrem Programm. Doch geht es um Kunst, scheint die Energie der gebürtigen Oberösterreicherin schier unerschöpflich. In LIVING verrät Andrea Bier, auf welche Programmpunkte sie sich in der am 7. September beginnenden Ausgabe der Messe im Kursalon Hübner besonders freut, und weshalb ihr die Förderung von Frauen in der Kunst eine Herzensanglegenheit ist. 

Das Rahmenprogram der Viennacontemporary steht 2023 im Zeichen der Migration, Kuratorin Laura Amann zeigt dazu die Ausstellung »Not Either Or, But And« am Standort »das weisse haus«.

© David Avazzadeh

Aussstellungsansicht der »ZONE 1« im Kursalon 2023.

© kunst-dolumentation.com

Ausstellungsansicht der von Laura Amann kuratierten Schau "Not Either Or, But And".

© Manuel Lopez, kunst-dokumentation.com

61 internationale Galerien präsentieren ihr Programm auf der diesjährigen Viennacontemporary.

© kunst-dokumentation.com

Großformatige Malerei zeigt die Galerie »The Naked Room« aus Kiew.

© kunst-dokumentation.com

Nachwuchsförderung, gesellschaftliche Haltung und Künstlerinnen im Zentrum

Die alljährlich stattfindende internationale Kunstmesse Viennacontemporary setzt den Schwerpunkt traditionell auf Zentral- und Osteuropa. Insgesamt 61 renommierte Galerien aus 19 Ländern präsentieren ab Donnerstag ihr Programm, 15 davon gastieren heuer erstmalig in Wien. Austragungsort ist wieder der Kursalon am Stadtpark in Wiens City. Seit 2022 ist die Messe ins Zentrum übersiedelt, wo die Nähe zu Galerien und innerstädtischer Infrastruktur dem exklusiven Format entgegenkommt. Ergänzend finden kuratierte Projekte, wie die Ausstellung von Francesca Gavin »ZONE1«, in deren Rahmen sich 10 Nachwuchstalente präsentieren, statt. Weiters widmet sich der diskursive Programmpunkt »Statement« in diesem Jahr dem brisanten Thema der Migration sowie die dadurch entstehende politische Heimatlosigkeit und einer Neudefinition der Staatenzugehörigkeit. Die Kuratorin der Kunsthalle Wien, Laura Amann, hat die Gruppenausstellung »Not Either Or, But And« zu diesem Themenkreis am Standort »das weisse haus« zusammengestellt. So will Viennacontemporary an vier Messetagen wieder als eine Plattform für den Austausch zwischen Künstler:innen, Sammler:innen, Kurator:innen und Kunstinteressierten vor dem Hintergrund eines dem Wandel und der Umbrüche verschriebenen Zeitgeistes fungieren. »Viennacontemporary schafft es jedes Jahr aktuelle Themen für sich zu entdecken und sie mit Hilfe der Kunst neu zu denken, sie diskursiv aufzugreifen. Dadurch entsteht für das Publikum ein neuer Zugang, das ist, denke ich, eine zentrale Aufgabe«, sagt Andrea Bier. »Ein Thema, das mich persönlich schon länger umtreibt ist jenes der Frauen in der Kunst. Das Aufholen in der Repräsentation von weiblichen Positionen in der Gegenwartskunst ist keine Quotenfrage, sondern eine substanzielle Bereicherung des Diskurses«, stellt die Branchenkennerin fest. Dieses Thema spiegelt sich auch im Messeprogramm wider. Auch das Team der Viennacontemporary sei weiblich geprägt. »Ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis verstehe ich in allen Bereichen als Qualitätsmerkmal, weshalb ich mich in meiner Funktion im Board als Netzwerkerin genau dafür einsetze«, sagt Andrea Bier.

Spannendes Rahmenprogramm für Sammler:innen und Kunstinteressierte

Um thematisch noch tiefer in die Materie Kunst und deren Feld einzutauchen, pulsierende Themen der Branche zu diskutieren und neue Aspekte des gezeigten Galerienprogramms zu entdecken, offeriert die Messe ihrem Publikum ein facettenreiches Rahmenprogramm. In zahlreichen Expert:innen-Gesprächen widmen sich Schlüsselfiguren Themen wie dem Phänomen der Verlagerung privater Sammlungen in den öffentlichen Bereich. Zudem werden zahlreiche »Collectors Touren« angeboten, die die kaufinteressierten Besucher:innen das Angeobt der Galerien erschließen soll und hier auch gezielt auf die jüngere Generation der Kunstsammler:innen abzielt. Naturlich ist hier auch die weibliche künstlerische Position zentral. »Es wird Führungen mit dem Fokus auf weibliche Positionen geben sowie Panel Diskussionen zu diesem Thema.« Weiters werden Sammlungsaufbau und Guidelines dafür programmatisch behandelt. Ebenso das Talentscouting aufstrebender Künstler:innen. Die Zusammenarbeit mit dem Wiener Galerienfestival »Curated by« sowie mit Young Collectors Verbänden, wie beispielsweise dem Salon Leopold, zielt auf die Festigung des Kunststandortes Wien und somit künftigen erfolgreichen Messeterminen ab. 

Engagierte Förderin weiblicher Kunst Andrea Bier mit Fotografin Elfie Semotan bei einer Ausstellungseröffnung in Gmunden. 

© Wolfgang Spitzbart

Entschlossenes Engagement für weibliche Kunst

Außerhalb Wiens nimmt sich Andrea Bier diesem Thema ebenfalls engagiert an und ist aktive Förderin weiblicher Kunst. »Meine Initiative AIR 101 hat einen Schwerpunkt auf die Förderung von Künstlerinnen der jüngeren Generation, um deren Blick auf die Welt verstärkt in den Fokus zu bringen«, erzählt die Kunstsammmlerin über ihr Herzensprojekt. In ihrem Heimatort Gmunden am Traunsee hat sie das Artist-in-Residence-Programm, kurz AIR 101, ins Leben gerufen. »Die Idee dazu entstand während des ersten Corona Lock-Downs, als Pandemie-bedingt viele junge Künstler:innen ihre Möglichkeiten für temporäre Aufenthalte im Ausland nicht ausschöpfen konnten«, sagt die Mäzenin. Seit Juli 2021 werden im monatlichen Rhythmus und ohne Bedingung Künstler:innen in das Atelierhaus am Ostufer des Traunsees eingeladen, weiters finden Ausstellungen der Gastkünstler:innen in Gmunden statt. Im Sommer 2023 war unter anderem die Künstlerin Toni Schmale zu Gast. »Ich möchte gezielt weibliche Postitionen sichtbar machen. Aber auf eine undogmatische Art und Weise. Wir haben natürlich auch männliche Künstler zu Gast. Die Residency wird von jeder Person anders genutzt. Die einen kooperieren mit lokalen Institutionen, die anderen gehen auf den Berg, lassen sich inspirieren und nützen die Zeit für Recherche. Der Salon-Gedanke ist mir sehr wichtig und wird stark gelebt«, sagt Andrea Bier. Im kommenden Jahr präsentieren sich 23 Gemeinden des Salzkammergutes, darunter auch Biers Heimatort Gmudnen, als »Europäische Kulturhauptstadt 2024«. »Das kommende Jahr wird aufregend! Im Rahmen des AIR 101 gastieren tolle Frauen am Traunsee, unter anderem Rising Star Angelika Loderer sowie Marusa Sagadin und Kris Lemsalu, die derzeit mit ihrer «Vagina Dentata« am Wiener Graben für viel Aufsehen und Diskussionen sorgt.« 

Mehr Infos zur Messe: VIENNACONTEMPORARY 
www.viennacontemporary.at, www.instagram.com/viennacontemporary 

Andrea Bier Unternehmerin, Kunstsammlerin und Vorstandsmitglied der internationalen Messe für zeitgenössische Kunst Viennacontemporary und der Gmundner Festwochen sowie Initiatorin des Artist-in-Residence Programms AIR 101. Studium in Wien u.a. an der Angewandten, Frankfurt, New York und Singapur. Umfangreiches Engagement im Bereich der Bildenenden Kunst. Sie ist glücklich verheiratet, Mutter zweier Mädchen und lebt mit ihrer Familie in Wien und Gmunden.

© AIR 101

Für den LIVING Newsletter anmelden

* Mit Stern gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Anrede

Genuss – das ist zentrales Thema der Falstaff-Magazine. Nun stellen wir das perfekte Surrounding dafür in den Mittelpunkt. Das Ambiente beeinflusst unsere Sinneseindrücke – darum präsentiert Falstaff LIVING Wohnkultur und Immobilien für Genießer!

JETZT NEU LIVING 23/07