Architektur x Kunst: Die Parallel Kunstmesse im Otto Wagner Spital
Mit unserer LIVING-Kunstherbst-Serie präsentieren wir Ihnen ab sofort Ausstellungshighlights, Szene-Events und ausgewählte Persönlichkeiten der heimischen Kunstszene. Gönnen Sie Auge wie Geist beflügelnde Quellen der Inspiration. In diesem Teil wagen wir einen Ausblick auf die »Parallel« Kunstmesse.
04 . September 2023 - By Verena Schweiger
Im elften Jahr ihrer Austragung haben die Veranstalter:innen der unkonventionellen Kunstmesse Parallel - nomen est omen, sie läuft zeitgleich mit der Viennacontemporary - einen besonderen Ort für das Event ausgewählt. Von 5. bis 10. September findet die jährliche Veranstaltung am geschichtsträchtigen Areal des Otto Wagner Spitals auf der Baumgartner Höhe im vierzehnten Wiener Gemeindebezirk statt. Rund 150 Teilnehmer:inn und 170 Künstler:innen stehen in den Startlöchern. Drei Backstein Pavillons und die dazugehörige Außenfläche werden mit zeitgenössischer Kunst bespielt. Das Prinzip der Austragung an einem Wiener »lost place« ist Teil des Messekonzepts.
Die Baumgartner Höhe: ein Ort mit bewegter Geschichte
Architektonisch handelt es sich bei den Steinhof-Gebäuden um ein Jugendstiljuwel, das von Architekt und k&k Oberbaurat Carlo von Boog geplant und durch die prominente Feder von Otto Wagner überarbeitet wurde, wodurch die Immobilie zu ihrem Namen kam. Das Ensemble genießt bis heute in seiner Ausführung und Formation ein weltweites Ansehen und gilt als ästhetisch-funktionale Spitzenleistungen der frühen Moderne, Verwendungszweck und Form verschmelzen mustergültig in der historischen Architektur. Nach dreijähriger Bauzeit wurde das Ensemble bestehend aus 26 Pavillons und einem weitläufigen Park, der u.a. die Otto Wagner Kirche und das bekannte Jugendstiltheater beherbert, im Herbst 1907 als »Niederösterreichische Landes-Heil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Geisteskranke Am Steinhof« eröffnet. Patient war mitunter Paul Wittgenstein, der Titelheld aus Thomas Bernhards Erzählung »Wittgensteins Neffe«. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde eine Lungenheilstätte in den Komplex integriert. Eine besonders traurige Ära des Areals ist die Zeit des Nationalsozialismus bzw. die Jahre des Zweiten Weltkriegs, wo in der Klinik medizinische Menschenversuche und Kinder-Euthanasie praktiziert wurden. Heute erinnert ein Mahnmal an die Opfer. In jüngerer Vergangenheit entspannen sich immer wieder Streitigkeiten zwischen Investoren, Anrainer, Denkmalamt und Kommune.