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Architekturtrend: Der Brutalismus ist zurück

Ein Blick auf veröffentlichte Architekturartikel und Social Posts verrät: Der minimalistische Architekturstil ist zurück in den Trendlisten. Auch in Hollywood Filmen und im Shop Design ist der Brutalismus derzeit nicht wegzudenken und steht für ein reduziertes Stilgefühl sowie einen Zeitgeist, der ein Revival erlebt.

21 . August 2023 - By Verena Schweiger

Ähnlich wie die Temperatur des Charakters gleitet Hollywood-Star Cate Blanchett cool und stilsicher in ihrer Titelrolle als entnervte Dirigentin »Tár« durch die brutalistische Architektur des Filmsets. Als Drehort diente eine prominente Berliner Immobilie in Mitte: Das Appartement des Kunstsammler-Paares Karen und Christian Boros, das in einem ehemaligen Bunker beheimatet ist. Direkt unter dem privaten Penthouse werden auf 3.000 m2 Ausschnitte der erlesenen Kunstsammlung der Öffentlichkeit präsentiert. Die Prominenz der Architektur gab dem ohnehin wetterleuchtenden Trend des Brutalismus Revivals einen internationalen Push. 

Brutalismus: Cooler Zeitgeist und sicher Hipster Hafen

Der Baustil des Brutalismus stammt ursprünglich aus dem Zeitalter der Moderne, ab den 1950-er Jahren verbreitete sich der Baustil international während rund drei Jahrzehnten. Danach galt der Architekturstil als zu trist und brachial. Strenge geometrische Formen, viel Sichtbeton und eine skulpturale Erscheinungsform sind seine Erkennungsmerkmale. In der jüngeren Designgeschicht tragen Influencer wie Veronika Heilbrunner zur Re-Popularisierung des minimalistischen Stils bei. Auch hippe Fashion Brands wie Khaite oder Balenciaga setzen bei ihren Shop-Designs gerne auf die Brutalismus-Karte als Antithese zum Maxi-Luxusstil. So mutet der Besuch des Soho-Stores der US-Marke in der New Yorker Mercer Street wie ein Ausflug in eine Architekturausstellung an: cool, cooler, Brutalsimsus. Auch Balenciaga setzt beispielsweise im Berliner Shop am Ku'damm auf Sichtbeton und äußerste Reduktion. Auch Prada und Kim Jones for Dior Homme setzten in ihren jüngsten Laufsteg-Shows auf ein minimalistisch-brutalistisches  Setting. Im Sinne des Zeitgeistes kann das Revival des Architekturstils durchaus auf eine minimalistische Ursprünglichkeit im Zeitalter der digitalen Überforderung interpretiert werden. Jeder Überfluss wird ausgespart, humanistisch verspielte Anmutung weicht einer industriellen, technischen Allmacht. 

Der Khaite Shop in New York setzt auf trendigen Brutalismus. 

© Khaite

Brutalistische Architektur gibt es auch im Balenciaga Store am Kurfürstendamm. 

© Balenciaga

Als Kulisse für den Hollywood-Streifen »Tár« diente der Bunker der Boros Sammlung in Berlin.

© Twitter

Brutalismus als Liebling der sozialen Medien

Wer sich als hipper Influencer positionieren möchte, ist demnach gut beraten brutalistische Architektur als Foto-Setting einzuspannen oder ansonsten den Minimal-Beton-Look zu feiern. Mittlerweile existieren auf Instagram, Pinterest und Facebook eine Vielzahl an Blogs und Accounts, die sich dem Brutalismus verschrieben haben. Auch trendige Magazine, wie 032c, setzen auf Brutalismus-Ästhetik. Freilich spaltet der Stil auch Jahrzehnte nach seiner Einführung noch immer die Schöngeister, denn Sichtbeton und Dekorlosigkeit ist auch 2023 nicht bei allen Interior- und Architektur-Lieberhaber:innen auf dem Moodboard vorhanden und gilt weiterhin dem einen oder anderen als unterkühlter Grauen. 

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