© Mato Johannik

Bernd Schlacher: »Für Design brauche ich eine Überschrift«

Seit über dreißig Jahren sind seine Betriebe ein ästhetisches Fest. Im Gespräch mit LIVING verrät Gastronom und Hotelier Bernd Schlacher, worauf er beim Design eines neuen Projekts Wert legt und welche Trends im Bereich Hospitality Design zu erwarten sind.

20 . Juni 2023 - By Verena Schweiger

Bernd Schlacher ist ein Visionär und Liebender. Eine leidenschaftliche Hingabe, stilsicherer Zeitgeist und ein unermüdlicher Esprit beseelen seine Betriebe. Auf dem schmalen Grat zwischen poliertem Konzept und lässigem »je-ne-sais-quoi«-Flair bewegt sich der Hotelier und Gastronom seit über dreißig Jahren trittsicher. Seine Wirkungsstätten transportieren gerade auch über das Design einen ganz speziellen Lebensstil. Die Handschrift des Unternehmers bleibt dabei als Wasserzeichen lesbar, und doch steht jeder Betrieb als Flaggschiff für sich. Bei Bernd Schlacher haben alle Projekte - wie könnte es anders sein - ein Motto. Wir haben mit dem Unternehmer über einen langen Findungsprozess und eine detailverliebte Umsetzung gesprochen. 

LIVING: Bereits zu Beginn Ihrer Laufbahn und der Eröffnung des ersten »Motto«-Lokals haben Sie die Ästhetik als integralen Bestandteil des Geschäftskonzepts behandelt, damals keine Selbstverständlichkeit. Was waren die Gedanken dahinter und die Reaktionen darauf?

Bernd Schlacher: Ich brauche für jedes Projekt eine Überschrift, ein Thema. Das interpretiere ich dann auf meine persönliche Weise. Das beginnt bei der Ästhetik und setzt sich bis zur  Getränkekarte fort. Nur so kann ich als Gastgeber authentisch sein und mich damit identifizieren. Schon beim ersten »Motto« war mir klar, dass ich mit einem speziellen Design spezielle Gäste anziehe. Eben genau die Gästeschicht, die ich haben will, die zu mir passt. Ich war nie der konservative Typ, mir geht es um lockere Stimmung und darum, dass die Leute Spass haben. Diese persönliche Atmosphäre kann auch niemand faken. Kritik gab es natürlich viel, aber es ist nicht nur schlecht, wenn die Leute reden (lacht).

Nach der Wahl der Überschrift folgt also die Umsetzung. Wie läuft der Designprozess konkret ab?

Genau, es gibt eine Storyline, die allerdings nie dieselbe ist. Zum Beispiel war der Schlagwortbegriff beim »Motto am Fluss« Venedig der Fünfziger Jahre. Wer das »Hotel Bauer« kennt, findet bei uns durchaus Elemente wieder. Aber ich kopiere nie, sondern übersetze einen Überbegriff ins Hier und Jetzt und auf meine persönliche Art und Weise. In jedem Projekt stecken mehrere Jahre Entwicklungszeit. Mit Architekten und Designern gibt es wöchentliche Brainstorming Sessions über fünf bis sechs Stunden. Hier wird ausprobiert, verworfen, weitergedacht. Eine Liebe zum Detail ist mir sehr wichtig, weil gerade Kleinigkeiten den Gesamteindruck ruinieren können.

Arbeiten Sie immer mit denselben Architekten und Interior Designern? 

Für das Hotel und mein Privathaus habe ich mit dem Architekt Arkan Zeytinoglu gearbeitet, für die »Weitsicht« haben wir mit der Architektin Prof. Petra Petersson in Zusammenarbeit mit Mark Neuner gebaut. Im Bereich Interior Design arbeite ich regelmäßig mit Conrad Kroencke von Kroenland Design zusammen. 

Mittlerweile sind Sie nicht »nur« vielbeschäftigter Gastronom, sondern auch Hotelier. Inwiefern hat sich das Hotelprojekt designtechnisch von vorangegangenen Lokalprojekten unterschieden?

Für das »Hotel Motto« haben wir das gesamte Interieur tatsächlich gebaut, hier ist nichts von der Stange, das verleiht dem Projekt einen einzigartigen Look. Ich mag es nicht, wenn Orte gleich aussehen. Das ist langweilig. Zudem: wir sind keine Kette, sondern ein inhabergeführter Betrieb. Bei uns wird ein Konzept nicht am Reißbrett von Managern geplant und durchgerechnet, sondern es wird von mir persönlich entwickelt und gelebt. Nach wie vor bin ich viel vor Ort. 

Design hat in der Gastronomie und der Hotellerie mittlerweile einen sehr hohen Stellenwert. Es gibt eine Vielzahl an durch-designten Trendlokalen und Boutiquehotels. Wie sehen Sie die Entwicklung in den kommenden zehn Jahren?

Niemand will mehr einen spießigen Esstempel. Entsprechend muss auch das Design lässig, verspielt, ein bisschen abgefuckt und nicht zu protzig sein. Ein bisschen Berlin, ein bisschen Paris. Von Kulinarik bis zum Interior wird entspannte Qualität geschätzt. Das fängt bei Naturweinen an und setzt sich bei hochwertigen, natürlichen Oberflächen und zeitgemäßer Architektur fort. 

 

Bernd Schlacher
Der gebürtige Steirer zählt zu den Top-Gastronomen in Österreich. Er begann seine Gastronomielaufbahn im Alter von 20 Jahren, bevor er 1991 das »Motto« im 5. Bezirk übernahm und wieder zum Kult-Lokal machte. Das 2010 von ihm zum Leben erweckte »Motto am Fluss« bildet heute das Herzstück seiner Lokal-Familie, weitere Betriebe sind das »Motto Brot«, das Restaurant »Chez Bernard«, das Boutique »Hotel Motto« sowie die Event-Location »Weitsicht Cobenzl« mit seinem »Café Rondell«. Ebenso zur »Motto Group« gehört das »Motto Catering« mit Sitz im Wiener Austria Center. Bernd Schlacher ist verheiratet und hat eine Tochter und einen Sohn.

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