Das Hotel-Paradoxon
Der Tourismus stottert, vor allem die Städte stöhnen. 71 Prozent weniger Übernachtungen als 2020 musste Wien letztes Jahr verkraften. Auch der Durst der Investoren ließ nach. Trotzdem sperrt ein Hotel nach dem anderen auf.
04 . April 2022 - By Heimo Rollett
Ob Innsbruck oder Indien, ob locker oder luxuriös – die reiseeinschränkende Pandemie ist noch nicht gegessen, und doch poppen Hotels an allen Ecken und Enden auf wie Schwammerl aus dem Boden. Was auf den ersten Blick seltsam erscheint, hat handfeste wirtschaftliche Gründe.
Besser als Büro
Langfristig gilt Österreich als stabiler Standort, an dem sich gerade ein Wandel vollzieht. In der klassischen Familien-Ferienhotellerie trennt sich die Spreu vom Weizen: Die einen agieren hochprofessionell und investieren, den anderen gehen die Nachfolger, die Kredite und die Ideen aus. Das kommt finanzstarken Investoren entgegen, weil die eher das Problem haben, dass es viel zu wenig Immobilien – etwa im Bürosegement – gibt, als dass sie all ihr (mit Krediten nochmals potent vermehrtes) Kapital unterbringen könnten.
Zuletzt gab etwa die Soravia-Gruppe weitere Beteiligungen im Hospitality-Bereich bekannt, sie kaufte sich bei zwei Traditionsbetrieben, dem »Hospiz« am Arlberg und der »Eden Bar« in Wien, ein. Lustig: Soravia will sogar Synergien zwischen den beiden Häusern nutzen. »So wird das legendäre ’Hospiz’ am Arlberg beispielsweise seine Wein-Expertise in die ’Eden Bar’ einbringen. Im Gegenzug wird die ’Eden Bar’ für unvergessliche Tanzabende mit Livemusik im ’Hospiz’ sorgen«, heißt es seitens des Eigentümers. Auch andere Immobilieninvestoren haben in den letzten Monaten am heimischen Hotelmarkt aufgezeigt.