Design-Patisserien rund um den Globus
Ist es eine Galerie, eine Bar oder eine Patisserie? Die Grenzen verlaufen fließend. Selbst, wenn man nur Gebäck kaufen möchte, findet man sich in ungewöhnlichen Erlebnisräumen wieder, die mit unseren Erwartungen spielen.
28 . September 2023 - By Karin Cerny
Was macht der Hirsch an der Kuchentheke? In der »Black Star Pastry« in Shanghai muss man immer mit Überraschungen rechnen. Es ist nie klar, wo die Galerie aufhört und die Patisserie anfängt. Der Laden ist ein futuristischer Einzelhandelskomplex, der Gastronomie, Design, Kunst und Lifestyle vereint. Ein bisschen fühlt man sich wie Alice im Süßigkeiten-Wunderland: Die Konditorei im Erdgeschoss ist dem Thema interstellares Reisen gewidmet. In schwebenden Raumkapseln sind Kuchen wie Kunstwerke ausgestellt. Der Satz »Wir sind alle nur Sternenstaub« findet sich an den Rändern der Gemeinschaftstische – und scheint von der Tischkante zu tropfen. Und die drei Hirsche stammen von der britischen Künstlerin Debbie Lawson; sie wirken, als wären sie den Teppichen entstiegen.
NEUER MINIMALISMUS
Bäckereien tendierten lange dazu, möglichst erdig zu sein. Viel Holz, helle Wände, kaum grelle Farben: Man wollte das Handwerk zelebrieren, der Kundschaft das Gefühl geben, direkt am Backofen zu stehen und beobachten zu können, wie köstliches Brot und wunderbare Kuchen entstehen. Mittlerweile geht der Trend in Richtung hybrider Orte. Bestes Beispiel dafür ist »Pan« in Mailand, eine Bäckerei, die zugleich Küche und Weinbar ist, ein Lokal in der Nachbarschaft, das japanische Kultur zelebriert. »Die Brottheke ist der Protagonist, sobald man den Raum betritt. Sie besteht aus grünen Glasfasergitterplatten und ist ein kleines Stück Architektur, das den Raum bewohnt und auf das natürliche Licht reagiert«, sagen die Architekt:innen von Studio Wok. Ein schöner Minimalismus prägt den hellen, offenen Raum mit seinen großen Fenstern aus Kastanienholz.