Die Zukunft des Büros: Wenn die Arbeitsgeister rufen
Wie wollen wir in Zukunft arbeiten? In Zeiten von Corona nehmen viele Utopien aus den Sechzigerjahren konkrete Gestalt an. Ein Überblick über innovative Bürokonzepte zwischen geselligem Social Hub und luftisolierter Gummizelle.
15 . März 2021 - By Wojciech Czaja
Sommer 1969. Während die einen gerade in Woodstock sind und sich die Blumen aus dem Leib tanzen, läutet am Flugfeld Aspern am äußersten Wiener Stadtrand das Telefon. »Hallo? Hier Hollein«, sagt der Herr, mit Stift und Zeichenbrett in einem aufblasbaren Zylinder am Boden sitzend, in der Hand den Hörer mit dem eingekringelten Kabel. »Ihr Haus ist fertig gezeichnet, ein ganz modernes Design.«
Hans Holleins Büro-Utopie, die in einem 140 Sekunden langen Film dokumentiert ist, nimmt die Zukunft des Arbeitens in vielerlei Hinsicht vorweg. Nicht nur gibt sein Projekt Ausblick auf das mobile Teleworking, das in Zeiten von Wi-Fi, Laptop und Smartphone längst zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Auch prognostiziert der 2014 verstorbene Architekt jene Distanz- und Abschottungsgummizellenkultur, die sich mit dem Coronavirus ein Jahrhundert später als bittere Realität herausstellen sollte.
»Viele Leute spekulieren, wann wir wieder zur Normalität zurückfinden werden«, sagt Jens Kapitzky. Der 55-jährige Organisations- und Strategieberater leitet die Metaplan Leadership & Organization Academy in Quickborn bei Hamburg und beschäftigt sich mit der Implementierung innovativer Arbeitsmodelle in disruptiven Zeiten. »Aber wie wollen wir in Post-Corona-Zeiten überhaupt Normalität definieren? Corona hat die Art und Weise, wie wir wohnen, arbeiten und uns durch die Stadt bewegen, so radikal verändert, dass ich bezweifle, jemals wieder dorthin zurückkehren zu können, wo wir waren.«