Edra-Designer Jacopo Foggini im LIVING-Interview
Seine Neugierde und Faszination waren es, die den Turiner Jacopo Foggini in die Welt des Designs führten. Das LIVING-Gespräch über seine Zusammenarbeit mit Edra, neue Materialien und den Trend Multi-Use.
06 . Mai 2022 - By Amelie-Catharina Bacher
Seit mittlerweile 14 Jahren werkt Jacopo Foggini für Edra – mit großem Erfolg, wie man zu berichten weiß. Immer im Fokus: seine Liebe zu den Materialien und zu einer ausdrucksstarken Formensprache. Der LIVING-Talk mit dem italienischen Vollblutdesigner, dessen Erfolgsstory eines Nachts in der Fabrik seines Vaters begann.
LiVING Durch das Familienbusiness sind Sie auf die Vielseitigkeit von Methacrylat gestoßen – wie entstand daraus die Idee, es für Ihre Arbeiten im Designbereich zu verwenden?
Jacopo Foggini Meine berufliche Zukunft wurde durch meine Familie schon früh beeinflusst, und so bin ich schlussendlich wie geplant ins Familienunternehmen eingestiegen. Schon mit acht Jahren habe ich mich mitten in der Nacht in die Fabrik meines Vaters geschlichen. Riesenmaschinen, in denen heiße, rote, fast wie Rubine funkelnde Tropfen Methacrylat produziert wurden, haben mich, damals unwissentlich, nachhaltig geprägt. Ich habe damals mit einem selbst erfundenen Prozess experimentiert, bei dem Methacrylat auf bis zu 200 Grad Celsius erhitzt wird.
Dieses Material und das damit einhergehende Potenzial waren die Quelle meiner Inspiration.
Ihre Arbeit mit Edra begann vor 14 Jahren – eine Lovestory sozusagen?
Genau. Mit Edra war es Liebe auf den ersten Blick. Wir haben großes gemeinsames Interesse an hoher Handwerkskunst und ausgeprägter Detailverliebtheit. Ich experimentiere gerne mit neuen Texturen, Formen oder Farben, und das Aufregende an den Kollaborationen mit Edra ist, dass sie mir diesbezüglich freie Hand lassen und durch ihr Feedback sogar neue Ideen und Gedankengänge bei mir anregen. Außerdem ist jedes einzelne Objekt ein in Italien produziertes Einzelstück, ein Fertigungsprozess, der uns beiden gleichermaßen wichtig ist.
Die Liste an Designs für Edra ist lange …
Alle meine Werke sind für mich einzigartig, allerdings hat der »Ella«-Stuhl einen besonderen Platz in meinem Herzen, da er einer sehr wichtigen Person in meinem Leben gewidmet ist.
Was war die Idee hinter der neuen Edra-»A’mare«-Kollektion? Ein spezieller Entstehungsprozess?
Es begann alles mit dem Edra-Präsidenten Valerio Mazzei. Er nahm eines Tages ein Stück pures Material in die Hand, das auf meinem Schreibtisch lag. Es sah in seiner Hand beinahe wie eine Flüssigkeit, wie Wasser aus. Die konkrete Idee bestand darin, das Material, die Transparenz und Farbe hervorzuheben, indem ich mich an eine einfache, nachvollziehbare Linie hielt. Wir haben uns auf die Verbindungen der einzelnen Stäbe konzentriert und verschiedenen Methoden, sie zusammenzufügen. Das Ziel dieses Prozesses war es, die maximal mögliche Effizienz und Stabilität zu erreichen, ohne dabei visuell kompliziert zu werden.