© Hypedome

Frische Luft sorgt für frische Ideen. Kein Wunder also, dass auch das Homeoffice auf Terrasse und Garten ausgelagert wird. Vorne dabei: Flexible Pods mit Designanspruch. Aber was kann die neue Gartenarbeit? LIVING hat Antworten gesucht.

04 . August 2023 - By Manfred Gram

Header Bild: Wabenkonstrukt Der Hypedome besteht aus Polycarbonat-Sechsecken und schafft unkompliziert schnell eine geschützte Kuppel im Garten, unter der sich (nicht nur) gut arbeiten lässt. hypedome.com

Übt man sich in der hohen Kunst der Diplomatie, könnte man es so formulieren: Homeoffice ist eine ziemliche Herausforderung. Allerorts lauern in den vertrauten vier Wänden Ablenkungen, die manchmal kürzer, manchmal länger, den Arbeitsfluss unterbrechen. Partner:innen, Kinder und auch nicht selten: Post und Paketdienste, die akkurat dann zweimal klingeln, wenn’s arbeitstechnisch mal wieder kurz vorm Ernstwerden ist. Das wären jetzt nur ein paar Störfaktoren, die man man mit gezielter Kommunikation sogar schnell in den Griff bekäme. Wer sich allerdings schon zeitlebens mit Techniken der Prokrastination beschäftigt, kennt da noch andere Workflow-Bösewichte: Fernseher, Tablet, Handy zum Beispiel, oder kleinere Putzwut- und Hausarbeitsanfälle. Jeder, der regelmäßig zu Hause arbeitet weiß daher, wie wichtig es ist, einen Ort zu haben, an dem man seiner Arbeit die ungeteilte Aufmerksamkeit entgegen bringen kann, die sie verdient. Denn eines ist ziemlich klar: Die Entwicklungen der letzten Jahre, die sich im Bereich Remote Work getan haben, werden bleiben. 

Raus an die Luft! 

Folglich verändert sich auch die Art und Weise, wie man zu Hause an die Arbeit geht, stets weiter. Was einst auf der Couch mit Laptop am Schoß begann, führte über abgetrennte Bereiche und eigene Zimmer nun auch in den Garten. Oder anders formuliert: Wenn Außen- und Freiflächen verstärkt als erweiterte Wohnräume wahrgenommen werden, ist es nur konsequent, dass Home-office im Garten oder auf der Terrasse zum neuen heißen Trend avanciert. Denn: »In der modernen Arbeitswelt verbringen wir die meiste Zeit des Tages in Innenräumen. Auch wenn die Tendenz hin zu agilen Arbeitslandschaften geht, arbeiten wir überwiegend in künstlichen Umgebungen. Daher ist nicht nur im Homeoffice das Arbeiten im Freien für viele eine willkommene Abwechslung«, fasst es Daniela Gerstner treffend zusammen. Gerstner arbeitet beim Innenarchitektenstudio »Buerofreunde«, einem der renommiertesten heimischen Workplace Consulter und Büroeinrichter. Der Trend, dass es einen zur Arbeit nach draußen zieht, hat zudem auch viel mit Entspannung zwischen einzelnen Arbeitsprozessen zu tun. In Naturnähe und in der frischen Luft erholt es sich schneller und besser. »Die Priorisierung von Erholungs- und Entspannungsräumen wird der Schlüssel sein, um einer neuen Veränderung des Arbeitstempos gerecht zu werden«, ist sich die Expertin daher sicher. Dementsprechend beobachtet sie den Zug ins Freie nicht nur im privaten Bereich, wie sie erzählt: »Tatsächlich beziehen immer mehr Unternehmen die Natur in ihre Arbeitslandschaften ein: ob als Rückzugsort, Inspirationsquelle oder als Treffpunkt zum Austausch. Im Kampf um die besten Talente kann ein Büro im Freien den entscheidenden Unterschied machen.« 

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Schwungvoll Das preisgekrönte Projekt Shoffice (shed + office) ist eine muschelähnliche Spezialanfertigung und beweist, dass Gartenbüros nicht zwingend eine eckige Angelegenheit sein müssen. platform5architects.com

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Erhellend Gelungenes Einrichtungsbeispiel. Sperrholzver-kleidungen aus Birke sorgen für stimmige Arbeitsatmosphäre und lassen kleine Räume größer wirken. Mehr Tipps unter: gardenofficeguide.co.uk 

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Kubismus Beim »OfficeCube«, hinter dem ein nieder-ländisches Start-up steht, wird auf Nachhaltigkeit Wert gelegt. 50 Jahre hält die 8 m2 Hütte. officecube.nl

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Flexibel Es müssen nicht immer vier Wände sein, wie die AMAi-Kollektion beweist. Unter der lässt sich nämlich gepflegt und geschützt auf Terrassen und Freiflächen arbeiten. extremis.com

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Einfach spitze Skulpturale Holzhütte für gepflegtes Homeoffice. Eine großzügige Fensterfront sorgt für anständige Lichtverhältnisse in diesem Designerstück für den Garten. kotodesign.co.uk

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Home Office deluxe: New Work Hütten

Ein entscheidender Unterschied ist es auch, wenn man sich dazu entschließt, sein Homeoffice in den Garten oder auf die Terrasse auszulagern. Dabei gilt es aber bereits im Vorfeld einige Fragen zu klären, wenn man zwischen Hibiskus und Hortensien hackeln möchte. Will man etwa einen Ort kreieren, um schnell und in frischer Luft kreative Phasen einzulegen, dann sind bequeme Gartenmöbel, Zugang zu Strom und Flexibilität in Sachen Sonnen-, Wind- und Regenschutz die wichtigen Parameter für erfolgreiches Arbeiten: »Das Freiluftbüro kann so zu einer kleinen Wohlfühloase werden«, zeigt sich Gerstner begeistert und bringt noch einen wichtigen Punkt ins Spiel. »Im Freien wird keine Klimaanlage und kein künstliches Licht benötigt. Das reduziert den Energie-verbrauch.«  Sofern man nicht gedenkt, Überstunden im Garten zu verbringen, dann ist wohl was mit Wänden gefragt und man sollte ein Gartenhaus-Modul für seine Homeofficeaktivitäten ins Auge fassen. Zudem kommt bei Tiny Offices auch ein psychologischer Effekt zu tragen. Sind Arbeitsraum und Lebensraum sauber getrennt, hat man auch in Remote-Work-Zeiten das Gefühl, zur Arbeit zu gehen. Das ist der Balance zwischen Privat- und Berufsleben sicher nicht abträglich. Möglichkeiten, dies umzusetzen, sind jedenfalls ausreichend vorhanden. Nicht zuletzt, da – beflügelt durch die Pandemie –  europaweit haufenweise Start-ups das große Geschäft witterten und seitdem vorfabrizierte Büroeinheiten entwerfen, die dann nur noch im Garten (oder auf Terrassen) aufgestellt werden müssen. Die Entwürfe haben dabei kaum noch etwas mit althergebrachten Gartenhütten, Geräteschuppen oder verlotterten Lauben zu tun. Nicht selten erfüllen sie auch noch das, was landläufig unter Designanspruch verstanden wird. Zwischen minimalistischem Kubus, durchsichtiger Plastikkuppel oder polygoner Holzhütte ist da einiges möglich. Auch was die Größe der jeweiligen Workspaces betrifft. Wichtig ist jedenfalls, dass ein richtig gutes Plätzchen für die neue Arbeitshütte gefunden wird. Gut geschützt vor Wind und direkter Sonneneinstrahlung ist dabei schon einmal ein guter Anfang. Und auch wenn es banal klingt. Nach wie vor extrem wichtig sind ein angenehmer, ergonomischer Sitzplatz und genügend Ablagefläche. Denn, um noch einmal die hohe Kunst der Diplomatie zu bemühen: Für Chaos und Ablenkung ist in der kleinsten Hütte Platz.  

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