Hybridkonzepte: Mixturen mit Mehrwert
Sie sind totale Mischungen und sehen dabei blendend aus: Hostels werden mit klassischen Hotels gemixt, Arbeit und Wohnen fusionieren und Shoppingflächen gehen im öffentlichem Raum auf. LIVING zeigt die spannendsten Hybridprojekte.
23 . Februar 2022 - By Heimo Rollett
Shopping allein ist nicht genug«, meint Christoph Andexlinger, Chief Operations Officer bei SES Spar European Shopping Centers. »Mischnutzung spielt auch in Zukunft eine wichtige Rolle«, so des SES-Chef. Die Einkaufszentrumstochter des Handelsriesen setzt schon lange auf Multifunktionalität. Bemerkenswert war die Integration der Kunst- und Kulturbühne OVAL vor 15 Jahren in das Salzburger Einkaufszentrum Europark. Seitdem wird die Mischung immer bunter – vom Plasmaspendezentrum bis zum Eislaufplatz finden sich alle Abstufungen in den SES-Immobilien. Die Entwickler und Betreiber verstehen ihre Häuser auch eher als einen Baustein im Gefüge der Stadt. In der Tourismusregion Lienz in Osttirol ist etwa ein ganzes Innenstadtquartier mit angeschlossenem Hotel in Planung. Daher sei die SES immer in enger Abstimmung mit Städten und Kommunen, bestätigt Andexlinger. So könne das Angebot ideal auf regionale Besonderheiten und Bedürfnisse des jeweiligen Standorts eingehen.
Mehr Leben dank Mitbewohner
Ein anderes Beispiel in Wien ist der IKEA am Westbahnhof, bei dem sich der schwedische Möbelhändler vieles getraut hat – es ist das innovativste Haus des ganzen Konzerns. Eine Neuerung: Man ist nicht allein. Das siebenstöckige Gebäude beherbergt auch das »JO&JOE Vienna«, eine Mischung aus Hostel, Hotel und erweitertem Wohnzimmer. Durch den »Mitbewohner« sei das Gebäude über die Öffnungszeiten hinaus 24 Stunden sieben Tage die Woche lebendig, erklärt IKEA-Establishment-Managerin Sandra Sindler-Larsson, und auch Thiemo Willm, von der Accor-Gruppe, zu der »JO&JOE« gehört, bestätigt: »Die klassischen Hotels von früher, in denen man am Nachmittag schon fürs Frühstück eindeckt, sind passé.« Es gäbe viele neue Hotelkonzepte, die anders funktionieren und die Mixed-Use-Fläche suchen. »So können wir es uns auch leisten, in Innenstädte zu gehen«, meint Willms. Die Doppelnutzung funktioniere insofern gut, als dass sich die beiden sogar im Food-and-Beverages-Bereich ergänzen, das sehe man etwa auch am Leben am öffentlich zugänglichen Dach.
Damit so ein Konzept aufgeht, heißt es schon in der Konzeptions- und der Planungsphase gemeinsam und nicht gegeneinander zu arbeiten. Im Briefing habe IKEA schon ganz am Anfang groß reingeschrieben: »We want to be a good neighbor«, erzählt Jakob Dunkl von querkraft architekten. Da wisse man als Architekt schon, dass das alles kein Lippenbekenntnis ist.