Katharina und Clemens Rauhs von Liv über die Wiener Immobilienwelt
Mit den politischen, klimatischen und gesundheitlichen Krisen der letzten Jahre hat sich die Wohnimmobilienbranche stark verändert, der Gap zwischen dem günstigen und dem hochpreisigen Segment ist größer geworden. Der Wiener Vermarkter und Developer Liv bedient beide Welten. Ein Gespräch mit Katharina und Clemens Rauhs.
04 . Januar 2023 - By Wojciech Czaja
RESIDENCES Sie haben eine Website mit lustmachenden, affirmativen Beschreibungen. Ich möchte unser Gespräch starten, indem ich Sie zu drei davon um Ihre Resonanz bitte.
KATHARINA RAUHS Ich bin schon neugierig!
Erstes Zitat: »Immer dort, wo Wien am schönsten ist.« Wo genau ist denn das?
KATHATRINA RAUHS Wien hat viele tolle Ecken, die uns faszinieren. Am liebsten sind uns Orte rund um Marktplätze und Gegenden, die noch nicht komplett entwickelt sind.
Zweites Zitat: »Lebensräume werden wahr.« Wie sieht der perfekte Lebensraum aus?
CLEMENS RAUHS Das hängt ganz von den jeweiligen Lebensumständen ab. Das verändert sich mit dem Alter und mit den aktuellen Ereignissen im Leben. Unser Lebensraum sind unsere Kinder.
Und drittes Zitat: »Mit Siegesgöttin Nike auf Augenhöhe.« Wo steht Ihre Nike?
KATHARINA RAUHS Ich habe eine ganz
persönliche Siegesgöttin, eine Statue, die es mir durch und durch angetan hat, und die steht in Finnland. Abgesehen davon ist die Nike unser Büro und unser großartiges Team.
Das Thema Wohnen wird aktuell von einigen Krisen begleitet, ob das nun Klima, Energie-kosten oder Leistbarkeit von Grund und Boden betrifft. Welche Auswirkungen hat das auf
Ihren Job?
KATHARINA RAUHS Für uns liegt die große Herausforderung darin, dass wir derzeit kaum noch langfristig planen können. Kein Mensch weiß, was morgen, geschweige denn übermorgen sein wird. Das wirkt sich auch auf unsere Projekte aus. Wir müssen offener und flexibler planen als bisher.
CLEMENS RAUHS Gleichzeitig sind die Krisen auch eine große Chance. Die Kombination aus Klimakrise und Energiekrise beschleunigt die Dekarbonisierung und den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Der Klimaschutz hat bei uns im Büro die höchste Priorität – denn wenn wir das Klima nicht in den Griff kriegen, dann haben wir eh schon verloren.
Was machen Sie heute anders?
CLEMENS RAUHS Wir blicken voraus und bemühen uns, schon frühzeitig nachhaltige Energieträgersysteme vorzusehen: Geothermie, Solarenergie, nachhaltige Rohstoffe. Und zugleich wissen wir, dass die Projektentwicklung heute länger dauert als früher, denn wir haben es mit Materialengpässen und Facharbeiter:-innenmangel zu tun.
KATHARAINA RAUHS Wir müssen kreativ sein und Statements setzen – Statements fürs Klima, aber auch Statements für einen bestimmten Lebensstil. Wir können es uns nicht mehr leisten, gefällige So-lala-Projekte zu entwickeln, die am Markt in großer Zahl zu finden sind und die nur auf schnelle Investition und schnellen Gewinn abzielen. Unser Ziel ist es, mit unseren Wohnprojekten einen umfassenden, interdisziplinären Beitrag zur Problem-lösung zu leisten.