Kleine Welten: Small Buildings im Trend
Hohe Baukosten, exotische Grundstücke und die zunehmende Flexibilität des modernen, urbanen Nomaden lassen so manch Haus und Wohnung auf minimale Fläche schrumpfen. Internationale Beispiele beweisen, dass die kleinen Behausungen ziemlich oho sind.
11 . November 2020 - By Wojciech Czaja
Was tun mit einem Grundstück, das nur 3,60 Meter breit und 8,80 Meter tief ist? Man könnte, wenn man will, ein kleines, fünfgeschoßiges Hochhaus darauf errichten. »31 Quadratmeter Grundstücksfläche sind wirklich nicht viel«, sagt Brian Phillips, »aber mitunter reicht auch so eine winzige Parzelle aus, um darauf in kleinem Maßstab an den Wolken zu kratzen.« Gemeinsam mit seiner Partnerin Deb Katz leitet er das Büro Interface Studio Architects (ISA) mit Sitz in Philadelphia, das sich unter anderem auf die Abwicklung von fast unmöglichen Bauaufgaben spezialisiert hat.
Der »Tiny Tower« im Stadtteil Brewerytown, der vor knapp zwei Jahren fertiggestellt wurde, zählt zu den radikalsten Projekten des Studios. »Früher waren die Grundstücke in den armen Wohnvierteln viel kleiner, als sie es heute sind, weil oft nur eine Familie darauf lebte«, erzählt Phillips. »Entweder bleiben die Grundstücke heute leer, weil sie nicht wirtschaftlich zu bebauen sind, oder aber ein Investor kauft mehrere Parzellen auf, fasst sie zusammen und errichtet darauf Wohnbauten in großem Maßstab. So oder so geht der einstige Charakter des Viertels verloren.
Wir wollten zeigen, dass man auch auf wenigen Quadratmetern hochwertiges Wohnen ermöglichen kann.« Auf der Eingangsebene befindet sich eine Wohnküche, im abgesenkten Tiefgeschoß liegt das Wohnzimmer, in den oberen Stockwerken schließlich sind Schlafzimmer und Bäder untergebracht. Sogar eine Dachterrasse auf der letzten Etage hat Platz gefunden. Um den Innenraum des mit Stahlblech verkleideten Türmchens möglichst groß erscheinen zu lassen, wurden Stiegenhaus, Fußböden und Mobiliar in Weiß und helle Holztöne gehüllt.