© Rotaliana

LIVING präsentiert wöchentlich einen Namen der Designszene, den man sich merken sollte. Aktuell: Der legendäre italienische Architekt und Produktdesigner Andrea Branzi verstarb am 9. Oktober 84-jährig in Mailand. Er hinterlässt ikonische Designs und einen inspirierenden Schaffensgeist.

11 . Oktober 2023 - By Verena Schweiger

Betroffen postete Star-Designerin Patricia Urquiola am Montagabend zum Tod von Andrea Branzi. Der italienische Tausendsassa hinterlässt zweifelsohne eine breite Lücke in der Branche. Zeit seines Lebens beschäftigte sich Branzi mit experimentellen Entwürfen, bestückte schickes Mobiliar mit rohen Naturelementen und galt als großer Implusgeber für das italienische Design des 20. Jahrhunderts sowie der Branche.

Konsequenter Weg eines Avantgardisten

1938 in Florenz geboren, formierte er nach seinem Architekturstudium die erste international renomierte Avantgarde-Gruppe Italiens »Archizoom Asssociati« um sich. Der Zusammenschluss wurde vor allem für sein »Anti-Design« bekannt, stellte bürgerliche Konventionen und die strenge Ausrichtung auf Funktionalität vehement in Frage und holte sich Anleihen aus der Pop-Kultur. Das Designkollektiv schuf Collectibles wie beispielsweise das rahmenlose Sofa »Superonda« für Poltronova. Auch weitere epochenprägende Designs, wie das »Safari«-Sofa entstanden im Rahmen der Zusammenarbeit. 

 

 

Das von der Avantgarde-Gruppe designte Sofa »Superonda« von Poltronova ist eine Design-Legende. 

© Poltronova

Auch der »Mies-Sessel mit Fußstütze« sowie die palmenförmige Stehleuchte »San Remo« stammen vom Design-Kollektiv »Archizoom« rund um Andrea Branzi.

© Poltronova

Andrea Branzi als gefragter Designer für Spitzenmarken

Doch auch im Alleingang etablierte sich Branzi nachhaltig als gefragter Designer für Top-Marken wie Cassina, Zanotta, Vitra, Alessi oder Ghidini. 1973 gründete er in Mailand sein eigenes Studio. Während der 1980-er Jahre wandte sich Andrea Branzi von dem stark stylisierten, postmodernen Design ab und begründete den oftmals kopierten »Neoprimitivismus«. Im rohen Zustand belassene Stöcke, Baumstämme und Fellelemente waren Teil dieser Designs und kontrastierten künstliche Materialien. Es war das Unperfekte, das Branzi reizte. Zeitlebens sah er Design auch als gesellschaftliches Gestaltungselement. Diesen Grundgedanken trug Branzi durch weltweit zahlreiche Vorlesungen, diverse Publikationen und Kuratorenarbeiten hörbar in die Branche. Weiters engagierte er sich in der Bildung und Jungförderug. So war er Institutsleiter am Mailänder Polytechnikum und begründete die »Domus Akademie für Aufbaustudien«, dem weltweit ersten Post-Graduate Lehrgang für Design. Der hochdekorierte Designer verstarb am 9. Oktober im Alter von 84 Jahren in Mailand. Seine Entwürfe sind unter anderem in den Sammlungen des Centre Pompidou, des MoMA in New York und des Londoner Victoria & Albert Museums vertreten. 

 

Branzi designte für Topmarken und schuf ikonisches Mobiliar wie dieses Sitzelement aus Briccola Massivholz, aus der Originalform der Pfähle gewonnen, mit Eisenrahmen als Rückenlehne und Armlehne für die Marke Riva 1920.

© Riva 1920

Einer seiner letzten Entwürfe war im Jahr 2022 der »Germinal Seat«, erhältlich bei der Galerie Friedman Benda. 

© Friedman Benda

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