Krieg der Werte – Auswirkungen auf den Immobilienmarkt
Die russische Invasion in der Ukraine ist in der Immobilienbranche derzeit ein maßgebliches Thema. Wichtiger als die Frage, was aus den Villen von russischen Oligarchen wird, sind die indirekten Folgen. In der Krise steigt der Wunsch nach Sicherheit in Form von Immobilien. Es gibt aber auch Problemzonen: Steigende Energiepreise verteuern die Betriebskosten, Baumaterial wird knapp, und die Zinsen für Hypotheken gehen spürbar nach oben.
28 . April 2022 - By Martin Kwauka
An der noblen Adresse Schwarzenbergplatz 3 in Wien dürften demnächst neue Büroräume frei werden. Der bisherige Mieter, die russische Sberbank, musste in Folge des Kriegs in der Ukraine Insolvenz anmelden. Auch sonst schlägt die russische Invasion hohe Wellen auf den Immobilienmärkten. So suchen jetzt viele Ukrainer nach Unterkunft in Österreich. Manche kommen temporär bei Freunden oder Notunterkünften unter, es werden aber auch Wohnungen an neue zahlungskräftige Mieter vergeben. So wurden Ende März in einer Luxus-Wohnsiedlung im 19. Wiener Gemeindebezirk mit hohem Leerstand auf einen Schlag sieben Woh-nungen an eine große Familie aus Kiew vermietet. Russische Oligarchen, die auf der Sanktionsliste stehen, könnten dagegen bald vor verschlossenen Türen stehen. Das Waldschlössl am Attersee etwa steht im Visier der Behörden. Auch in Rottach-Egern am Tegernsee will der Bürgermeister kurzerhand Villen von Putin-Freunden mit Flüchtlingen füllen. Direkt betroffen ist zudem das börsennotierte Wiener Immobilienunternehmen Warimpex als Eigentümer der Airportcity in St. Petersburg.
Inflation wird zum Problem
Wichtiger als diese unmittelbaren Folgen sind aber die indirekten Auswirkungen auf den Markt für Wohnungen und Büros. So ist durch die extreme Verteuerung von Gas und Strom ein Anstieg der Betriebskosten programmiert. Und die Inflation sorgt auch ganz generell für Turbulenzen. Die Oesterreichische Nationalbank hat ihre Inflationsprognose für heuer bereits drastisch auf 5,3 Prozent erhöht. Durch die Unterbrechung vieler Lieferketten werden nicht nur Energie und Nahrungsmittel aus Russland und der Ukraine fehlen, sondern auch Baumaterialien – die Ukraine lieferte bisher zum Beispiel Eichenholz für Parkettböden. Nicht zuletzt geht durch den Anstieg der Inflation auch die lange Nullzinsphase abrupt zu Ende, was die Finanzierung der Immobilien spürbar verteuern wird.