KUNSTSOMMER SOMMERKUNST

Die Sommermonate für einen Ortswechsel zu nutzen und sich von der Muse küssen zu lassen, war bereits das Konzept der Sommerfrische. Die Festspielstädte Salzburg und Bregenz locken Kunst- und Kulturfans aus aller Welt. Neben den darstellenden Künsten, offeriert auch die bildende Kunst in Museen und Galerien im Sommer 2023 von Wien bis Vorarlberg ein facettenreiches Ausstellungsprogramm. LIVING hat die Kunst-Highlights Österreichs in diesem Sommer recherchiert und einen Abstecher nach Großbritannien gemacht.

Festspielstädte im Kunstfieber

Er war eine Ausnahmeerscheinung auf dem österreichischen Kunstparkett und gilt bis heute als einer der herausragendsten österreichischen Bildhauer. Autodidakt Karl Parantl wäre im November 2023 100 Jahre alt geworden. Mit einem auf Reduktion, abstrakter Formenspracher und exakter Oberflächenbearbeitung bedachtes, einprägsames Werk beeinflusst er bis heute die Bildhauerei. Ihm zu Ehren zeigt die Salzburger Galerie Frey eine Sommerausstellung mit ausgewählten Werken des Künstlers, seiner Witwe Uta Peyrer und seiner Tochter KatharinaPrantl. Ein weiteres prominentes Jubiläum begeht Thaddaeus Ropac an seinem Salzburger Standort. Vor 40 Jahren im Jahr 1983 trat der Galerist von der beschaulichen Salzburger Kaigasse aus seinen internationalen Erfolgsweg an. In der Villa Kast sowie in der Salzburghalle zeigt die Galerie Ropac einen Querschnitt hochkarätiger Werke aus ihrem Portfolio, unter anderem von Anselm Kiefer, Martha Jungwirth, Georg Baselitz und Joseph Beuys, dessen Nachlass die Galerie verwaltet. In der Nachbarschaft, unweit des Mirabellgartens, in der Andräkirche, zeigt der Wiener Galerist Emanuel Layr sein erstmaliges Sommer-Intermezzo in der Festspielstadt Salzburg. Er debütiert mit einer eindrücklichen Personale des in Paris lebenden, jungen Künstlers Dominique Knowles. Noch weiter im Westen widmet sich das Kunsthaus Bregenz in einer Sommerausstellung dem Ouevre des britisch-kenianischen Künstlers Michael Armitage und seinem großformatigen Werk. Sein sozialkritischer Ansatz ist ein Versuch europäische und afrikanische Kunstgeschichte vor dem hintergrund der Gegenwart zu verbinden. Im Erdgeschoss präsentiert das Kunsthaus während der Sommermonate Arbeiten von Anna Jermolaewa. Das KUB ist eng mit der nächsten Biennale-Teilnehmerin Österreichs in Venedig verbunden, mehrere ihrer Hauptwerke befinden sich in der Sammlung. 

Von Wien bis Bregenz und einer britischen Enklave

Es ist eine Sternstunde für österreichische Kunst in Großbritannien. Denn dort bespielt der österreichische Künstler Erwin Wurm seit Juni das Gelände des renommierten Yorkshire Skulpturen Park (YSP) mit rund 200 Werken. Es ist die erste Museumsausstellung von Wurm in Großbritannien und zugleich ein Ritterschlag für sein bildhauerisches Oeuvre. Installativ-skulptural begeht auch die Wiener Secession ihren Sommer: Der in Wien lebende Bulgare Lulazar Lyutakov laboriert dort sprichwörtlich mit kultigen Lava-Lampen. Gleich nebenan zeigt die Britin Delain Le Bas eine Installation in Form eines Gesamtkunstwerks aus Malerei, Skulptur, Architektur, Text, Performance, Sound, Licht und Textilem, die sich über drei Räume erstreckt. Ebenso zwischen den Genres bewegen sich im Linzer OK der Oberösterreichischen Landes-Kultur GmbH die dort ausgestellten Werke des Berliner Künstlerpaars Eva & Adele und bringen queere Kunst in die oberösterreichische Landeshauptstadt. 

Kärtner Geheimtipps

Am Wörthersee kuratierte der Leiter des Bruseums in Graz, Roman Grabner,  die Sommerausstellung »Dimensionen« rund um das Thema Raum-Zeit-Kontinuum und den Kosmos in der Fabrik Saag gemeinsam mit Galeristin Petra Seiser. Vertretene Künstler:innen sind unter anderem Nikolaus Gansterer, Zenita Komad, Hans Kupelwieser, Elisabeth Penker und Esther Stocker. Dass Kärntens Berge mehr zu bieten haben als pittoreske Panoramen beweist die von Tintanilla Eisenhart kuratierte Ausstellung »JA! JUST ART! JUST FEMALE ARTISTS!« mit Werken von 30 Künstlerinnen wie Brigitte Kowanz oder Onka Allmayer-Beck. Als sehenswerter Ausstellungsort dient das historische »Alte Mesnerhaus Außerteuchen« in einer luftigen Höhe von 1200 Meter Seehöhe.