Licht und Poesie: die schönsten Innenhöfe der Welt
Patios und Atrien sind nicht nur poetische Orte, sondern sorgen auch dort für Licht, Luft und Lust, wo die Stadt dicht bebaut und die Aussicht enden wollend ist. Beispiele aus Spanien, Mexiko und Japan liefern den Beweis: Diese Innenhöfe sind Gedichte.
01 . Juni 2021 - By Wojciech Czaja
»Dann baut ich, grandios, mir selbst bewußt, am luftigen Ort ein Schloß zur Lust«, schrieb Johann Wolfgang von Goethe. »Wald, Hügel, Flächen, Wiesen, Feld, zum Garten prächtig umbestellt. Vor grünen Wänden Sammetmatten, Schnurwege, kunstgerechte Schatten, Kaskadensturz, durch Fels zu Fels gepaart, und Wasserstrahlen aller Art.«
Nicht immer lässt sich des deutschen Dichters und Landschaftsgärtners Naturvision in die Realität umsetzen. Zu klein sind die Grundstücke, zu nah des Nachbars Zaun, zu bescheiden die Aussicht. Doch es gibt Abhilfe: Wenn ringsum Menschen, Straßen und dicht bebaute Feuermauern lauern, bleibt noch der Blick in den Himmel. Mit Patios und Atrien, die anstelle der fünften Wand das unendliche hellblaue Nichts offenbaren, können Licht und Luft ins Haus geholt werden.
So geschehen in Hokusetsu, Osaka. Inmitten der japanischen Megametropole errichteten die Tato Architects ein weißes Einfamilienparadies, das sich gegen die umliegenden Gassen fast vollkommen abschottet. Die Belichtung des 190 Quadratmeter großen Hauses erfolgt über drei Innenhöfe, die in die verschachtelte Zimmermatrix wie viereckige Lichtbrunnen hineingeschnitten wurden. »Einerseits leben wir in Japan auf dichtestem Raum, und die Grundstücke sind eng und begrenzt«, sagt Yo Shimada, Chef des 1997 gegründeten Architekturbüros. »Andererseits sind Atrien und kleine, bewusst gerahmte Ausblicke in die Natur ganz klassische, traditionelle Elemente japanischer Architektur.«