LIVING-Interview: Der Pritzker-Preisträger Diébédo Francis Kéré
Schon seit 1979 wird der renommierte Pritzker-Preis vergeben. Der diesjährige Laureat ist Diébédo Francis Kéré, der in Burkina Faso aufgewachsen ist und nun ein international agierendes Büro in Berlin betreibt. Ende Mai wurde ihm der Preis in London überreicht. Das LIVING-Interview.
23 . Juni 2022 - By Wojciech Czaja
LIVING Was war Ihre erste Reaktion, als Sie vom Preis erfahren haben?
Diébédo Francis Kéré Manuela Lucá-Dazio, Direktorin des Pritzker-Preises, hat mich angerufen – ich war gerade in einem Hotel in Benin – und hat etwas von einem Preis erzählt. Die telefonische Verbindung war nicht besonders gut. Doch irgendwann habe ich die Wortfetzen wie Puzzlestücke zusammenklauben können: Pritzker, Preis, 2022, Jury, Auswahl, Freude, Gratulation. Ich habe auf der Stelle losgeweint.
Sie sind in Burkina Faso als ältester Sohn eines Häuptlings aufgewachsen. Wie war Ihre -Kindheit?
Als ich sechs, sieben Jahre alt war, haben mein Vater und meine Mutter beschlossen, mich zur Schule zu schicken. Sie hatten einen sehr praktischen Grund, denn es gab bis dahin niemanden in der Familie, der lesen und schreiben konnte, und das war ein großes Problem, denn offizielle Briefe kamen zwar das ganze Jahr über bei uns an, aber die Vorleser, die uns regelmäßig besucht haben, kamen nur in der trockenen Jahreszeit. In der Regenzeit sind die Briefe lange liegen geblieben.