Living Salon: Wie wohnt es sich im Hochhaus?
Seit einigen Jahren wachsen in Österreichs Städten immer mehr Wohnhochhäuser in den Himmel. Im Vergleich mit dem klassischen Wohnhaus bieten sie zwar viele Vorteile, aber auch einige Nachteile – wie etwa starke Windkräfte und hohe Belastung des Portemonnaies. Architektin Marta Schreieck, Soziologe Christoph Reinprecht und Immobilienmakler Sascha Haimovici im Gespräch im 19. Stock der neuen TrIIIple Towers.
07 . April 2021 - By Wojciech Czaja
LIVING: Im wievielten Stocken wohnen Sie?
Marta Schreieck: Altbau, sechster Stock. Aber das wird -
sich bald ändern. Als Planer der TrIIIple Towers werden wir im Sommer selbst in den 29. Stock ziehen.
Sascha Haimovici: Auch mir steht ein Umzug bevor. Derzeit bewohne ich mit meiner Familie die Etagen 0, 1 und 2 in einem typischen gründerzeitlichen Wiener Zinshaus. Ab Sommer wohnen wir dann im 19. Stock im Turm 2.
Christoph Reinprecht: Ich bringe etwas Erdung in die Sache. Ich habe einen kleinen Sohn, daher haben wir uns dazu entschieden, in eine Hochparterre-Wohnung zu ziehen – mitsamt Zugang in einen kleinen Garten.
Könnten Sie sich vorstellen, je in einem Hochhaus zu wohnen?
Reinprecht: Das hängt ganz von der Stadt ab. In New York oder Hongkong, wo das Teil der städtischen Identität ist, jederzeit! In Wien eher weniger.
Schreieck: Ich habe selbst einmal in New York in einem Hochhaus gewohnt. Fantastisch!
In Nordamerika, Südamerika und vor allem Asien wird schon seit Langem im Hochhaus gewohnt. Nach Europa kam die Wohntypologie vergleichsweise spät. Warum eigentlich?
Schreieck: Ich muss vorausschicken, dass ich dem Wohnhochhaus auch eher kritisch gegenüberstehe. In manchen Städten sind Hochhäuser aus der Geschichte beziehungsweise aus einer gewissen Logik heraus entstanden, andere Städte wiederum – wie etwa Paris mit seinem Hochhausviertel La Défense – haben die Wolkenkratzer punktuell gebündelt. In Wien kann ich die Hochhausplanung, ehrlich gesagt, nicht wirklich nachvollziehen. Was die frei stehenden Büro- und Wohntürme betrifft, so hat die Entwicklung in Wien vor etwa 20 Jahren begonnen. Auch Linz, Graz und Innsbruck ziehen nun nach. Warum? Gute Frage! Vielleicht als Visitenkarte, die eine internationale Offenheit suggerieren soll.
Haimovici: Wohnhochhäuser gibt es in Wien schon seit den Fünfziger- und Sechzigerjahren. Auch Harry Glück hat in den Siebzigern und Achtzigern Hochhäuser gebaut. Für die österreichische Immobilienwirtschaft interessant allerdings sind die Wohnhochhäuser eigentlich erst seit der Jahrtausendwende. Der Quadratmeterpreis wird immer teurer, daher baut man, wo es geht und wo es Sinn macht, in die Höhe statt in die Breite.
Reinprecht: Wobei hier natürlich spannend ist, dass das Wohnen im Hochhaus – ob das nun am Matzleinsdorfer Platz oder in einem Bau von Harry Glück ist – früher eben eher eine günstige, leistbare Sache für die breite Masse war, wohingegen das Wohnen im Turm heutzutage mehr und mehr ein Symbol für Reichtum und Wohlstandsgesellschaft geworden ist.