Meister:innen der Architektur: Snøhetta aus Norwegen
Das nächste Gespräch in der neuen LIVING-Serie »Meister:innen der Architektur« führen wir mit Kjetil Trædal Thorsen, Gründungspartner des norwegischen Architekturkollektivs Snøhetta. Künstliche Naturen und Landschaften sind dessen Markenzeichen, weiters hat man sich dem Experimentieren und dem Ausreizen technischer Möglichkeiten verschrieben.
26 . Juli 2022 - By Wojciech Czaja
Living Waren Sie schon mal auf dem Snøhetta oben?
Kjetil Trædal Thorsen Ich bin sogar schon des Öfteren hinaufgeklettert! Der Snøhetta besteht ja aus insgesamt fünf Gipfeln, und auf dem Hauptgipfel geht es schon ziemlich steil auf und ab. Der Aufstieg ist sehr aufwendig. Man braucht Kletterseile und viel Erfahrung. Und auch eine ziemlich gute Kondition.
Sie haben also keine Höhenangst?
Doch! Aber beim Klettern wird man die los. Das Bergsteigen ist eine sehr intime Art und Weise, mit dem Berg umzugehen. Man ist so fokussiert, so im Moment und bei sich selbst, dass man kaum noch Energie hat, sich auf die Höhenangst zu konzentrieren.
Ihr Büro ist nach einem der höchsten Berge Norwegens benannt. Warum eigentlich?
Unser allererstes Büro, wo wir von 1987 bis 1993 waren, befand sich über einer Osloer Bierstube namens »Dovrehallen«, benannt nach dem Dovre, einer Gebirgskette in Norwegen. Wir waren genau darüber. Im Nu musste ein Name gefunden werden, also setzten wir auf die »Dovrehallen« den schönsten Berg von Dovre – den Snøhetta.
Die Landschaft ist ein prägendes Element in Ihren Entwürfen – ob das nun ein Fels, eine Eisscholle oder eine Pilzstruktur ist. Was fasziniert Sie an diesen natürlichen Vorbildern?
In Norwegen sind Natur und Landschaft so präsent, so prägnant, dass man gar nicht umhinkommt, damit zu arbeiten. Egal, wo man gerade ist, man spürt die Berge, die Fjorde, die Seen, die Wälder, die Winde, die Kälte, die langen Nächte, die goldene Mitternachtssonne. Es gibt kein Entkommen. Aber es geht auch um die Schaffung von künstlichen Landschaften.