© Seletti

Mouse Lamp: Design-Ikone unter 100 Euro

Mit der »Mouse Lamp« ist Seletti ein Bestseller gelungen. Die Leuchtikonen sind aber mehr, da sie geschickt die Grenzen zwischen Skulptur und Alltagsgegenstand verschwimmen lassen.

22 . August 2023 - By Manfred Gram

Vom altgriechischen Fabeldichter Äsop ist die Geschichte »Der Löwe und das Mäuschen« überliefert. Die ist sehr kurz und geht so: Ein Löwe verschont eine von ihm gefangene Maus. Die verspricht ihm, sich eines Tages erkenntlich zu zeigen. Als sich der Löwe in einem Netz gefangen wiederfindet, knabbert das Nagetier das Netz mit seinen Zähnen durch und befreit ihn. Fazit der Story: Mäuse mögen klein sein, sind aber auch gewitzt und wachsen im richtigen Moment über sich hinaus.   Ob sich der italienische Designer Marcantonio Raimondi Malerba, kurz Marcantonio, an Äsops Fabel erinnerte, als er für Seletti die »Mouse Lamp« entwarf, lässt sich nicht sagen. Was man allerdings schon weiss, ist, dass die Lampe ganz offensichtlich den Fabel-Wesenskern der Tiere trifft: Trotz überschaubarer Dimension ist sie ein Blickfang und wächst sozusagen über sich hinaus. Ein gewitztes Ding eben. Dass die Masse der Lampe (Breite sechs Zentimeter, Länge 15 Zentimeter, Höhe zwölf Zentimeter) dabei sehr nahe an denen lebender Mäuse dran sind, ist übrigens kein Zufall. Marcantonios »Mouse Lamp« treibt nämlich das ewige Spielchen Design versus Natur auf die Spitze, indem sie sich (nicht nur bei der Grösse) so -realistisch wie möglich zeigt und so den schmalen Grat zwischen Skulptur und Alltagsgegenstand entlangwandelt. Das öffnet Interpretationsräume und wirft Fragen auf. Etwa: Wo verläuft die Grenze zwischen Kunst und Design? In welcher Beziehung stehen Mensch und Natur? Wo stelle ich dieses Ding hin? Ins Kinderzimmer oder doch besser auf den Schreibtisch, aufs Regal in der Speisekammer? Marcantonio ist übrigens Wiederholungstäter, wenn es um die kreative Verwertung von Eindrücken aus der Fauna geht. In seinem Portfolio wimmelt es nämlich nur so von Tieren. Es ist, so sagt er in Interviews immer wieder, die exzentrische Dynamik des Animalischen, die ihn so inspiriert und begeistert. Dass dies manchmal auch eine Eigendynamik bekommen kann, wird gerne in Kauf genommen und ist vielleicht sogar beabsichtigt. So gibt es die »Mouse Lamp« in drei unterschiedlichen Varianten und man hat den drei kleinen Mäusen -sogar Namen verpasst. »Step«, »Lop« und »Mac« heissen sie. Ein guter kognitiver Trick übrigens, denn Tiere, die einen Namen haben, schliesst man schneller in sein Herz. Selbst wenn man nagenden Kulturfolgern gegenüber nicht ganz so aufgeschlossen sein mag, geht einem dann ein Licht auf. 

Kulturfolger Die «Mouse Lamp» bringt Licht in die Speisekammer. Seletti definiert die Beziehung von Mäusen und Menschen neu. seletti.it

Marcantonio Raimondi Malerba Der italienische Künstler und Designer Marcantonio Raimondi
Malerba, kurz Marcantonio, hat sich ganz der wechselseitigen Beziehung zwischen Mensch und
Natur verschrieben. Humor kommt bei dem 46-jährigen Italiener ebenfalls nicht zu kurz. »Wenn
eine Idee nach viel Spass aussieht, dann kann ich nicht widerstehen und muss sie einfach umsetzen«, gab er einst zu Protokoll. Wie das in der Praxis aussieht, kann man in den  Designobjekten, die er u. a. für Auftraggeber wie Seletti, Scarlet Splendour oder Mogg umsetzt, -sehen. marcantonio.it

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