© Caro Strasnik

My City: Architektonischer Rundgang durch Sarajevo

Die in Wien tätige Architektin Nerma Linsberger zeigt LIVING die Designhighlights ihrer Geburtsstadt Sarajevo.

08 . Juni 2023 - By Redaktion

Von der Weltgeschichte wurde sie gebeutelt und geschändet, doch sie ist immer noch da, in ungebrochenem Stolz: die bosnische Hauptstadt Sarajevo mit ihrer Vielfalt von Kulturen und Religionen. Die Wiener Architektin Nerma Linsberger wurde in Sarajevo geboren und hat ein besonders enges Verhältnis zu ihrer Heimatstadt. »Ich habe hier eine wunderschöne Kindheit und Jugend verbracht.

Heute weiß ich dieses sorglose Leben mehr zu schätzen als damals.« Bei jeder Wiederbegegnung besucht die Architektin besondere Orte, die ihr vertraut sind – wie die Straße Džidžikovac, die sie früher fast täglich benutzte. »Ich verstand schon damals nicht, warum es hier nur Balkone zur Straße gab und keine zum Grünraum. Aber ich mochte die Straße irgendwie. Jedes Mal, wenn ich in Sarajevo bin, spaziere ich zwischen den Häusern durch und entdecke neue Details. Im Kopf habe ich bereits alles saniert, wunderschöne Balkone und Veranden zum Grünraum ergänzt und schöne Dachterrassen mit viel Grün eingerichtet.«

Manches, was sie dort beobachtet, wie die lebendigen Erdgeschoße, ­inspirieren sie dann für ihre Wohnbauentwürfe in Wien. Doch ein bisschen Wehmut, sagt Nerma Linsberger, mischt sich immer in die Wiedersehensfreude. Denn: »Die Stadt und die Leute haben ein großes Potenzial, das sie leider nicht so nutzen, wie sie es könnten.« Aber eine Sache verändere sich Gott sei Dank nie: die große Gastfreundschaft. »Eine alte Geschichte sagt: Wenn man Kaffee macht, stellt man immer einen zusätzlichen Fildzan (Tasse) bereit für einen Gast, der spontan vorbeischauen könnte.«

Svrzos Haus 17. Jahrhundert »Ein traditionelles Atriumhaus aus der osmanischen Zeit, das pure Gemütlichkeit und Wohnlichkeit darstellt. Den Boden aus runden Steinen und die Veranda aus Holz hätte ich am liebsten bei jedem meiner eigenen Projekte!«

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Vakufski Neboder Muhamed & Reuf Kadić, 1938–47
Dieses Hochhaus tauften wir nach dem Logo der Airline JAT, das an der Fassade
angebracht war. Vom Restaurant im neunten Stock hat man einen tollen Blick über die Dächer.«

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Wohnbau am Džidžikovac Reuf Kadić, 1947
»Einer der ersten Wohnbauten nach dem Zweiten Weltkrieg. Die schlechte Ausführungsqualität mindert nicht die Wichtigkeit dieses Wohnkomplexes mit seinen offenen Terrassen. Heute wartet er dringend auf die Sanierung.«

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Historisches Museum von Bosnien und Herzegowina Boris Magaš, 1963
»Ich mochte das Gebäude schon in meiner Schulzeit, besonders den Innenhof.
Heute erfüllt mich ein Besuch hier mit Traurigkeit, weil das wunderschöne Gebäude
dem Verfall überlassen ist.«

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NERMA LINSBERGER geboren in Sarajevo, studierte Architektur an der Kunstakademie Wien und gründete 2010 Nerma Linsberger ZT GmbH mit Sitz im Dachbüro des Matzleinsdorfer Hochhauses. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem Wohnbau, wo sie Leistbarkeit mit Qualität und Nachhaltigkeit verbindet. nermalinsberger.com

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