My City: Glasgow
Sie ist vielleicht nicht von klassischer Schönheit, die raue Hafenstadt Glasgow. Doch es war sicher kein Irrtum, als man sie 1990 überraschend zu Europas Kulturhauptstadt und 1999 zur »UK City of Design« wählte.
05 . November 2023 - By Redaktion
Man könnte sogar behaupten, dass Glasgow eine der prachtvollsten Destinationen des Vereinigten Königreichs wäre, wenn die Stadt nicht im Laufe ihrer Geschichte so viel Unglück gehabt hätte. Hier existierten Reichtum und Armut stets nebeneinander, man war eine Metropole der imperialen Seemacht und eine Stadt der Slums. Das spiegelt sich auch in der Architektur. Viele mittelalterliche Kirchen (bis auf die Kathedrale) fielen der Reform des 16. Jahrhunderts zu Opfer, viele Bauten des 18. und 19. Jahrhunderts wurden aufgrund von Geldmangel oder Ignoranz abgerissen. Die Glasgow School of Art, das Art-déco‑Meisterwerk von Architekt Charles Rennie Mackintosh, erlebte 2014 und 2018 gleich zwei katastrophale Brände. Trotz vieler solcher Rückschläge bleibt der schottische Stolz der Stadt ungebrochen, und das spiegelt sich in jedem Detail. Und es sind immer noch reichlich Architekturschätze übrig. »Anders als Edinburgh mit seinem Schloss und seiner komplett erhaltenen Altstadt sind die Attraktionen Glasgows etwas subtiler«, sagt Douglas Murphy. Der in London lebende Architekt und Kritiker ist gebürtiger Glaswegian und stolz darauf. Er schätzt an seiner Heimat die Zeugen des reichen 19. Jahrhunderts ebenso wie die Architektur der Moderne, die er in- und auswendig kennt.