Rahmen-Erzählungen: der Aufstieg von Amoako Boafo in der Kunstszene
Der gefeierte Maler Amoako Boafo legte einen fulminanten Aufstieg in der Kunstszene hin. Und jetzt macht Dior aus seinen Bildern auch noch Mode. Ein Über- und Ausblick auf eine der momentan spannendsten Karrieren im Kunst-Business.
27 . April 2021 - By Manfred Gram
Die Story hat es in sich. Noch vor zweieinhalb Jahren war Amoako Boafo lediglich einer Handvoll eingeweihter Kunstkenner ein Begriff. Aber dann – scheinbar aus dem Nichts – nimmt die Karriere des Künstlers aus Ghana Fahrt auf. Und zwar rasant. Passiert so etwas, ist das insofern auch perfekt, da auf diese Weise gleich mehrere gute Geschichten zu erzählen sind.
Eine davon ist jene vom hochtalentierten Maler aus Ghana, der in der Küstenhauptstadt Accra ein Kunststudium beendet. Anfang der 2010er-Jahre verschlägt es ihn nach Wien. Der Liebe wegen. Hier an der Donau inskribiert der begabte Maler an der Universität für bildende Künste und beginnt Porträts zu malen. Von Menschen mit dunkler Hautfarbe, die er in der Stadt und der Black Community trifft. »Die Hauptidee oder das Ziel meiner Arbeit ist es, Menschen zu malen, die ich mag, Menschen, die mich inspirieren, Menschen, die Freiräume und Möglichkeiten schaffen. Was ich tue, ist, die guten Menschen um mich herum zu dokumentieren«, erklärte der Künstler, der 2019 mit dem Strabag Artaward International ausgezeichnet wurde.
»Ich lernte Amoako Boafo bald, nachdem er in Wien angekommen war, kennen«, erinnert sich etwa der Wiener Kunst-Consulter und Galerist Raimund Deininger. »Man merkte sofort: Hier ist ein großartiger Maler und Techniker am Werk, der damals noch hyperrealistische Porträts, wie man sie etwa vom amerikanischen Künstler Chuck Close kennt, malte«, schwärmt er.
Die Stadt und ihr künstlerisches Erbe hinterlassen jedenfalls relativ schnell Spuren bei Amoako Boafo. Inspiriert von der Wiener Moderne, vor allem aber von Egon Schiele, malt der Ghanaer jetzt überlebensgroße Porträts. Unverwechselbare übrigens, denn wenn es darauf ankommt, legt Boafo den Pinsel zur Seite und malt archaisch und expressiv mit den Fingern. So bringt er Struktur und Energie in die Gesichter, die nahezu skulptural wirken. »Der Kontrollverlust beim Malen mit Fingern gibt meiner Arbeit mehr Freiheit und flüssigen Charakter«, erklärte Boafo einmal seine Technik.