Residences-Talk mit Star-Architekt Winy Maas
Das Rotterdamer Büro MVRDV mit knapp 350 Mitarbeitern hält nicht viel von Konventionen, sondern versteht sich viel lieber als Traumfabrik. Ziel ist es, Utopien in die Realität umzusetzen. Manchmal auch mit einer Prise Humor. Der RESIDENCES-Talk mit dem Gründer, Partner und Chefträumer Winy Maas.
19 . Mai 2022 - By Wojciech Czaja
Residences Sie haben ein lustiges Büro im Zentrum von Rotterdam. Wie kam es dazu?
Winy Maas Ja, das ist eine wunderschöne, denkmalgeschützte Industriehalle von Architekt Hugh Maaskant, ein Relikt der späten Nachkriegsmoderne, das früher als Fabrik, Lagerhalle und Autowerkstatt genutzt wurde. Wir sind hier seit fünf Jahren. Wir haben das Gebäude saniert und zum Teil auch umgebaut. Das Ziel war ein Gute-Laune-Büro, das uns zum Nachdenken und Arbeiten anregt.
Von der Decke hängen Pflanzen, ein Büro ist knallgelb, Sie selbst haben gar kein Büro, sondern arbeiten oft auf der Treppe sitzend. Was sagt uns das über die Konventionen, wie wir heute Wohn- und Büroimmobilien nutzen?
Die Idee war, dass jeder Raum eine andere Erfahrung, ein anderes Erlebnis bieten soll. Ein wichtiger Bestandteil unseres Erlebens sind die Farben. Wir haben beispielsweise einen grünen Writing Room zum Schreiben, einen roten Living Room zum Ausruhen und einen hellblauen Wonder Room zum Lego- und Modellspielen. Das gelbe Zimmer war ursprünglich als Kreativlabor gedacht. In der Coronapandemie hat sich herausgestellt, dass der Raum am liebsten zum Zoomen verwendet wird, weil er einen tollen Onlinehintergrund bietet.
Warum die Monochromie?
Schon im 17. Jahrhundert wurde in der Architektur viel mit monochromen Räumen experimentiert. Jedes Zimmer eines Hauses hatte damals eine andere Farbe. Vieles davon ist in Vergessenheit geraten, weil vor allem die weißen, eleganten und mit hochwertigen Seidenstoffen bespannten Räume überlebt haben. Wir möchten diese Kultur des Bunten und Fröhlichen wieder in Erinnerung rufen.