Thaddaeus Ropac: »Wir wollen die Zukunft mitgestalten«
Thaddaeus Ropac hat von Salzburg aus die Kunstwelt erobert. Der Galerist führt heute eines der international wichtigsten Galerien-Unternehmen. LIVING sprach mit ihm über den Fokus auf das Wesentliche, die Auswirkungen der Pandemie und Zukunftspläne.
14 . September 2020
LIVING: 1983 haben Sie in Salzburg begonnen. Die Villa Kast am Mirabellplatz ist heute Ihr Salzburger Stammhaus. Die Halle in der Vilniusstraße ergänzt hier als zweite Location. Bereits 1990 eröffneten Sie Ihre erste Pariser Galerie im Marais, 2012 folgte die große ehemalige Kesselfabrik in Pantin, im Nordosten von Paris. Ihr Team umfasst inzwischen über 90 Mitarbeiter, und 2017 haben Sie mit Ely House in Mayfair auch nach London expandiert. Warum haben Sie damals gerade das kleine Salzburg als Ausgangspunkt gewählt?
Thaddaeus Ropac: Mich hat an Salzburg gereizt, dass es mit Kultur verbunden ist wie sonst keine Stadt in dieser Größenordnung. Es war nicht nur die Musik, sondern vor allem auch, was Oskar Kokoschka mit der Sommerakademie erdacht hat. Max Reinhardt hat gesagt, die ganze Stadt ist Bühne. Und das spürt man bis heute. Die Kunst hat hier eine durchdringende Präsenz, wie man es in einer Großstadt so nie erleben kann.
Viele Messen, wie die Art Basel im Juni, zuletzt etwa die Frieze und Frieze Masters in London, mussten abgesagt werden. Wie lassen sich solche Ausfälle kompensieren?
Ich glaube, wir müssen einfach versuchen, die Menschen wieder in die Galerien zurückzuholen. Die Messen haben schon einiges an Galerienbesuchen ersetzt. Auf den Messen sind wir zusammengepfercht auf wenigen Quadratmetern mit einem schlechten Boden, mit einem schlechten Licht, mit wackeligen Wänden. In den Galerien achten wir darauf, dass die Kunst perfekt präsentiert wird, unter den bestmöglichen Konditionen. Auf den Messen wird das auf ein gerade noch erträgliches Maß reduziert.
Fehlen dem Kunstbetrieb ohne diese Foren, aktuell besonders auch hier in Salzburg mit den stark reduzierten Festspielen, nicht die Möglichkeiten zu repräsentieren?
Nein. Wir merken doch gerade, dass das nicht so wichtig ist. Man konzentriert sich auf die Kunst, auch beim Besuch in der Galerie. Man kann Salzburg in seiner Grundqualität viel besser erahnen. Nach Bayreuth geht man wissend, dass es kein Rahmenprogramm gibt. Man pilgert zum Heiligen Gral. Gelegentlich wird behauptet, in Salzburg werde das Rahmenprogramm übergewichtet. Der heurige Sommer ist der beste Beweis dafür, dass das nicht stimmt.