Trendfarben: Herbstliche Farbenreise

Eines gleich vorweg: Die Zeit der weißen Wände scheint vorbei zu sein. Immer mehr Menschen greifen zur Farbe und malen sich die Welt bunt. Eine kulturelle Einstellung, die in südlichen Ländern Alltag ist, ist bei uns angekommen. Die Tradition von Adolf Loos und der Wiener Secession ist neu erwacht, es wird wieder farbenprächtig. Egal, ob Grün, zartes Violett oder vereinzelte Akzente – Farben sind die neuen Stimmungsmacher. Selbst monochrome weiße Räume bleiben nicht mehr Reinweiß, sondern werden durch Elfenbein- und warme Weißnuancen ersetzt. 

FARB-SCHÄTZE AUS ALLER WELT

Farben bringen ein neues Lebensgefühl mit, gerade im Herbst ist die beste Zeit für Veränderung in den eigenen vier Wänden. Aber die Wandfarbe, die im Wohn- oder Schlafzimmer die Hauptrolle spielen soll, muss gut gewählt werden. »Um sein persönliches Gestaltungsbild auszutesten, kann man Probedosen bestellen. Auch Moodboards und Beispiele aus Wohnzeitschriften helfen, um eine Stilrichtung festzulegen«, rät Industrial Designer Sebastian Herkner. »Am besten man fragt aber bei Experten nach, bevor man zu Streichen beginnt«. Der Designer hat jetzt selbst die Wandfarben-Kollektion »Treasures by Sebastian Herkner« für Caparol Icons kreiert. »Wir haben die Farbkollektion ›Treasures‹ genannt, weil es wahre Schätze sind, denen man auf Reisen begegnet. Ich sammle alles, was ich am Strand oder im Wald finde, wie Muscheln, Steine oder Altholz«. Archiviert wurden sie in unzähligen Boxen. »Das Schwierige war, die Schachteln in eine Farbreihe zu setzen und sich zu erinnern, woher die Funde stammten. Die ›Caparol‹-Kollektion besteht aus über 120 Farben, meine Kollektion, die aus den Farben der Fundstücke entstand, musste dazu passen und sie ergänzen.« Die intensiven, pudrig-matten Caparol-Farben bejahen das Leben und führen in ferne Länder. Herkners Farbmuster wurden von Caparol nach eigenen Rezepturen im Farblabor gemischt, fantastisch ist auch ihre Herkunft. Wie etwa das zarte Violett, das eine Hommage an die blühenden Jacaranda-Bäume Südafrikas ist. Im Herbst verwandeln sich die Alleen um Pretoria in ein zartpurpurnes Märchenland. tudent:innen glauben, dass es Glück bringt, wenn die Blüten vom Baum vor einer Prüfung auf ihre Köpfe fallen. 

AKZENTE UND NACHHALTIGKEIT 

»Für Farben braucht man Mut, man könnte auch nur Akzente setzen, etwa im Flur oder der Toilette. Auf jeden Fall müssen kräftige Farbtöne mit ruhigen, neutralen koalieren«, rät Herkner weiter, der kürzlich sein Zuhause neu ausmalte. »Wir hatten früher Betongrau, dann Braun. Farbtöne, denen wir jeden Tag begegnen, zelebrierten wir eher mit warmen Braun- und Beigetönen. Jetzt haben wir Metallic Reed, ein schimmerndes Grüngold mit irisierenden Metallpigmenten, gewählt, das an die typischen Reetdächer der Inseln der Nordsee erinnert.« Ungewöhnliche Farben wie das Asphaltschwarz Avus, inspiriert von Berlins ehemaliger Autorennstrecke A115, kam ins Gästebad, das kräftige mediterrane Hellblau Capri ins Kinderzimmer. Als Gestalter sieht sich Herkner verpflichtet, nachhaltige Wände zu schaffen. »Die wasserbasierten Farben und Lacke von Caparol Icons sind auch schadstofffrei, man könnte sie sogar essen.«

STIMMUNGSMACHER FARBE 

Auch Bettina Sacher kann von Nachhaltigkeit und Reisen erzählen. Die versierte Expertin in Sachen Wandfarben bringt es auf den Punkt. »Ich bin auf Farbmischen spezialisiert. Wir haben 192 fertigen Farben, machen aber jede gewünschte Spezialmischung«, erzählt die Gründerin von Cooper Colours und der Malermanufaktur Pinsel & Co. »Wenn ich zu Kunden komme, sehe ich, wie sie leben, und mische die Wandfarben passend zu Sitzmöbeln und Vorhängen. Dabei geht es hauptsächlich darum, mit Wandfarben eine gemütliche Stimmung, Fröhlichkeit und ein Ambiente mit dem gewissen Etwas zu schaffen.« Bei Cooper Colours gibt es die nachhaltige biologische Farbserie »Organics«. »Ich würde mich trauen, sie sogar zu trinken«, lacht Sacher. Farbtrends ortet die Expertin nicht, rät aber, erst auf den Lichteinfall im Raum zu achten. Und Gelb- und Orangetöne, die fröhlich wirken, etwa Algiers Safran und Baltimore Mustard, werden gerne für Wohn- und Esszimmer gewählt. »Es gibt Farben, die jedem Menschen schmeicheln. Wie etwa Taupe, das aktuell sehr gefragt ist. Eingesetzt wird es meist im Salon. Dauerbrenner sind auch Beige- und Grautöne und Salbeigrün.« 

KEY COLORS Für den Herbst 2023

Blau und Terrakotta boomen ebenso. »Ich lade meine Kunden gerne auf Reisen ein. Von Amsterdam Taupe über Paris Orange bis Zürich Plum und Patmos Blue«, erzählt Sacher, die sich für die Namen ihrer Farbpalette gerne von Urlauben inspirieren lässt. Von Regeln, welche Farbe man wo einsetzen darf, hält sie nicht viel. Da hilft die Farbpsychologie. »Ich würde Kinderzimmer nicht rot ausmalen, das macht aggressiv. Beruhigend wirken Grüntöne die oft in Spitälern eingesetzt werden, auch die Schultafel ist deshalb grün. Mintgrün lässt Menschen hingegen blass wirken und ist für das Esszimmer eher ungeeignet «, rät Sacher, »aber mein Motto bleibt: Color up your life!«