VAYA – Die größte Hotelgruppe im Alpenraum
Oh, na so was, beeindruckend! All dies bedeutet »VAYA«. Im Spanischen. In Österreich steht es ebenso für einen Wow-Effekt, nämlich für die bereits größte Hotelgruppe im Alpenraum. Wir nahmen das rasant wachsende heimische Tourismusunternehmen unter die Lupe und bekamen dabei spannende Einblicke hinter die teils geschichtsträchtigen Fassaden zwischen Arlberg und Zillertal.
29 . November 2022 - By Susanna Pikhart
Sie kauft stetig Hotels, revitalisiert, errichtet Apartments, Chalets und Resorts und hat ein feines Gespür für Immobilienwert, Lage und Potenzial. Dabei kommt es der VAYA Group, die innerhalb von nur wenigen Jahren zu Österreichs größter Hotelgruppe im Alpenraum avanciert ist, weniger darauf an, wie das Objekt der Begierde heute dasteht, sondern darauf, was die speziellen »VAYA Vibes« daraus machen können. Und hier gibt es kaum Grenzen. Außer die des Anstands. Welche es wiederum unbedingt braucht, denn gerade in ländlichen Gebieten können rigorose Immobilienkäufe durchaus heikel sein. Mit dem unlängst erworbenen Vier-Sterne-Aktivhotel Veronika in Seefeld verzeichnet die in Hall in Tirol ansässige Gruppe bereits Standort Nummer 27. Doch das ist lediglich Status quo, denn es soll munter weitergehen mit dem Erwerb von attraktiven Immobilen in bekannten heimischen Bergsportregionen. Allein in den nächsten drei Jahren, so der Business Case, will man auf 50 Betriebe anwachsen. Womit sich die Frage stellt: Wer steht hinter VAYA, woher kommt das Kapital, und wer leitet dieses ambitionierte Unternehmen?
Im richtigen Moment
Für das operative Geschäft ist ein dreiköpfiges Leadership-Team zuständig. Eine der Führungskräfte der je nach Saison 450 bis 700 Mitarbeiter:innen umfassenden Unternehmensgruppe ist der international renommierte Hotelier Gerhard Fink, der hier als Chief Commercial Officer (CCO) fungiert. Der heute 52-jährige aus der Wachau stammende gelernte Koch und Kellner und ausgebildete Sommelier verfügt über einen Master of Hospitality Administration Management der Cornell University, Ithaka, New York und hatte im Laufe seiner bunten Karriere, 18 Jahre davon in Asien, mehrere leitende Funktionen in der Luxushotellerie inne. »Ich komme aus dem Weinbaugebiet Wachau und wusste immer, dass ich wieder in meine Heimat nach Österreich will. Mit VAYA bot sich der richtige Moment dafür. Ich habe ein Haus mit einem Weingarten in der Wachau gekauft und darf jetzt ein großartiges Unternehmen managen.« Spannend sei einerseits die klare Vision, die größte und attraktivste Tourismusgruppe Österreichs zu werden bzw. diese Position weiter auszubauen, andererseits die junge, offene und flexible Firmenkultur. »Eine solche ist in österreichischen Unternehmen selten zu finden: international erfahrene Eigentümer, Mitarbeiter:innen aus 27 Nationen, die Du-Kultur, die sich aufgrund der Lage in den Alpen und des starken multikulturellen Backgrounds etabliert hat, gelebte Kreativität und ein Potenzial in der Immobilienbranche, das Diversität auf allen Ebenen fördert«, so Fink.
Big Deal als Turbo
Apropos Eigentümer, Potenzial und Background: Hinter VAYA stehen zwei Niederländer, der Investor Franciscus Cornelis (mit 25 Prozent beteiligt) und Mehrheitsgesellschafter Joost Romeijn. Der heute 56-Jährige hatte in Holland einst das Online-Reiseportal Sunweb aufgebaut, es erfolgreich zur Sundio Group International ausgebaut und Ende 2018 mehrheitlich an die skandinavisch-deutsche Investmentgesellschaft Triton verkauft. Über den erzielten Gewinn spricht man nicht, aber es dürfte sehr viel Geld gewesen sein. Seither gehört Joost Romeijn nicht nur zu den wohlhabendsten Niederländer:innen, sondern ist auch ein überaus aktiver Investor in der Touristik, insbesondere über die Rotrip Europe B.V., die in der alpinen Hotellerie die VAYA Group gegründet hat und heute mit 75 Prozent beteiligt ist. In den vergangenen fünf Jahren haben die beiden bergbegeisterten Flachländer stetig mit Immobilienkäufen in den schönsten Alpensportdestinationen Österreichs expandiert, »wobei der Fokus auf klassischen Hotelbetrieben liegt«, betont CCO Fink. Und was das eigene Investment betrifft: »Bei Neubauten ist mit einer Summe im zweistelligen Millionenbereich zu rechnen, bei Umbauten im einstelligen. Aber auch hier gibt es Ausnahmen. Bei einer Liegenschaft etwa war die Erstellung eines kompletten Verkehrskonzepts notwendig, was natürlich nicht nur langwierig, sondern auch kostenintensiv war.« 2019 schlugen die Eigentümer jedenfalls bei der Konkursmasse der Cordial Hotels zu und übernahmen um 5,7 Millionen Euro deren Haus in Achenkirch. Noch im selben Jahr sicherte sich VAYA das »Hotel Astoria« in Kühtai, das nach umfassender Revitalisierung Ende 2021 wiedereröffnet wurde. Zu Beginn der Pandemie wurde in Obergurgl das Hotel »The Crystal« und das »Sportiv« erworben. Ersteres firmiert heute als »The Crystal VAYA Unique«, zweiteres soll umgebaut bzw. mit Luxus-Wellnesssuiten neu errichtet werden.
»Unsere Hotels und Resorts in Österreich werden auch vorwiegend von Österreicher:innenn geleitet.« – Gerhard Fink, CCO, VAYA Resorts
Was ist ausschlaggebend dafür, dass sich die Gruppe für ein Objekt interessiert? Co-Mastermind Fink: »Zunächst ist der Gesamteindruck der Immobilie wichtig. Noch wichtiger ist allerdings, ob diese auch das Potenzial bietet, um letztendlich den Ansprüchen unserer Gäste gerecht werden zu können. Die Positionierung im Ort, die vorhandene Infrastruktur, Zustand bzw. Bausubstanz sowie bestehende Kapazitäten und deren Erweiterungsmöglichkeiten sind ebenso entscheidende Kriterien für oder gegen den Erwerb einer Tourismusimmobilie.«
Trends mit Ursprünglichkeit
Gemeinsam haben alle unter der Dachmarke geführten Unterkünfte – Resorts, Apartments, Unique und by VAYA – ihre tolle Lage und ein unverwechselbares Design. »Wir gehen mit der Zeit, ohne aber die Ursprünglichkeit zu verlieren«, erklärt Fink. »Wir haben einen Pool an Dienstleister:innen aus den verschiedenen Bereichen – im Laufe der Jahre entstand ein breit gefächertes Netzwerk von regionalen Spezialisten von Architekt:innen bis zu Tischler:innen. Die Häuser zeichnen sich durch unverkennbares Design aus, das effektvoll Tradition und Moderne verbindet.« Dieses ist auf eine von den Eigentümern ursprünglich beauftragte Studie zurückzuführen, die dazu diente, verschiedene Geschäftsbereiche einzuschätzen und Trends für die Zukunft zu evaluieren. »Aufgrund der Studie ergab sich die Konzentration auf die Bundesländer Salzburg und Tirol sowie eine klare architektonische Sprache«, so Fink.
»Dieser Stil hat sich über die Jahre weiterentwickelt und berücksichtigt auch neue Trends, jedoch stets in Verbindung mit der Ursprünglichkeit der Region.« Als Beispiele für Trends nennt der Manager Glaselemente bei den Bädern statt fixer Wände, Adaptierung des durchgehend verwendeten Altholztyps und freistehende Badewannen. Ein Rundum-Konzept und -Design, das allen Gästen unabhängig von der Destination Wohlbefinden in einem vertrauten Luxusambiente bieten soll. Denn ob in einem neu errichteten Resort wie etwa in Fieberbrunn oder in einem historisch ehrwürdigen Gebäude wie dem Hotel Post am Hauptplatz in Saalbach – VAYA-Design erkennt man einfach. Letztere Location ist übrigens eine stilvolle, teils denkmalgeschützte Anlage mit vier separaten Gebäuden, wovon eines vor mehr als 550 Jahren errichtet wurde. Dass sich die meisten Gründe und Hotels der Gruppe in Österreichs besten Skigebieten befinden, ist kein Zufall. Denn zum besonderen Geschäftsmodell gehört auch die »Skisafari« – etwa in Saalbach Hinterglemm, Leogang und Fieberbrunn: So können Hotelgäste, Apartmentbewohner:innen und Chaletmieter:innen im Winter ganz bequem von einem Skigebiet zum anderen schwingen und mal da, mal dort logieren. Sobald es aber im Westen nichts Neues geben wird, will man sich auch im Osten umsehen. Fink: »Zum derzeitigen Zeitpunkt folgen wir einer klaren, geografischen Linie und konzentrieren uns auf den österreichischen Alpenraum mit den Schwerpunkten Salzburg, Tirol und Vorarlberg. Nachdem meine Wurzeln im Osten Österreichs liegen, liegt mir auch die Expansion dorthin sehr am Herzen. Bei einer passenden Gelegenheit werden wir künftig also auch hier interessante Objekte evaluieren.«
Erschienen im Falstaff LIVING Residences 02/2022