Von Kubus bis Cottage – Garten- und Poolhäuser als Sommer-Zweithaus
Garten- und Poolhäuser, wohin man schaut. Der Trend zum Zweithaus im eigenen Garten ist ungebrochen – und die Hersteller überbieten sich im Angebot. Von romantisch bis geradlinig, von »nur das Nötigste« bis »völlig autark«. Nicht einfach, sich da zu entscheiden.
27 . April 2022 - By Nicola Afchar
Übermütig siehts nicht aus, dieses kleine Gartenhaus, allen, die sich drin genährt, ward ein guter Mut beschert.« Es hat sich einiges getan, seit Goethe, selbst Besitzer eines Gartenhauses, diese Zeilen zu Papier gebracht hat. Die Refugien im Garten waren durch die Epochen hindurch fixer Bestandteil des Wohnens, insbesondere Künstler:innen zog es draußen nach drinnen. Die Typologien änderten sich, die kulturellen Eigenheiten blieben. In Österreich kannte man im 19. Jahrhundert das Salettl, heute spricht man vom Tiny House, vom Kubus oder Pavillon, und es gestaltet sich zumeist internationaler. Beispiel: der Spa-Pavillon des Architekturbüros smartvoll in Hinterbrühl. Hier wurde im Bestand gearbeitet, was die enorme Innenfläche von 100 Quadratmeter erklärt. Ein kompletter Neubau in dieser Größenordnung wäre für Architekt Philipp Buxbaum nicht vertretbar, wie er im Interview klar sagt. Was smartvoll hier geschaffen hat, gleicht einem Kunstwerk aus Stein, genauer gesagt Rauriser Quarzit. Die vertikalen Scheiben wirken nicht wie Wände, die horizontalen nicht wie Dächer. Die Wände durchstoßen und überragen die Deckenplatten, die Dachelemente scheinen zu schweben. Diese Struktur öffnet die Sicht und verschließt die Einsicht.
»Der Pavillon soll sich durch die Nichtunterscheidbarkeit von Wand, Boden und Decke sowie die riesigen Schiebetüren eher wie eine Skulptur als wie ein Haus anfühlen. Man kann sich frei bewegen, circa so, als ob man nackt durch Stonehenge wandelt – nur mit weniger Touristen«, philosophiert Philipp Buxbaum von smartvoll. Der Bauherr hatte sich zu Beginn der Zusammenarbeit einen Umbau im Schönbrunner Stil gewünscht, es wurde dann aber das Kontrastprogramm. »Unserer Meinung nach braucht es einen Szenenwechsel, um abschalten zu können.« Der Architekt erinnert an die Generation seines Großvaters: »Im Vergleich zu heute war sein Leben ein einziger Rückzugsort und die exponierten Bereiche konnte er sich relativ gut selbst einrichten und definieren. Das hat sich komplett ins Gegenteil verkehrt. Ich denke, dass ist ein Hauptgrund, warum Wellbeing so an Gewicht gewonnen hat.«
Bekenntnis zur Geselligkeit
Ebenso gradlinig, aber modular und gemäß dem Plug-and-Play-Prinzip: die Kuben des deutschen Unternehmens Living Exclusive. Die Liste der »LE Cubes« ist beeindruckend und reicht von »LE SaunaCube« bis »LE MicroHouse«. Eigentümer Herbert Böhmer bestätigt den Spa-Trend und ergänzt diesen um den zum Garten-Office, bei ihm »LE MiniOffice« genannt und drei mal drei Meter groß. »Wenn wir die Wünsche der Privatkundschaft betrachten, sprechen wir bei den ’LE Cubes’ aber sicher nach wie vor am häufigsten über einen Spa-Bereich, autark ausgestattet mit Sauna, Nasszelle, Küche und Ruheraum. Wichtig sind hier eine umfassende technische Ausstattung, sprich Smart Home, sowie das Ambiente, also die Lichtplanung, und das Mobiliar.«