Wasserwelten: Die schönsten Immobilien am Wasser
Der Anblick so mancher Waterfront-Türme ist zum Weinen schön. Doch die Kultur, das Wohnen am Wasser zu zelebrieren, unterscheidet sich von Stadt zu Stadt und reicht von aufregenden Skulpturen über maritime Versatzstücke bis hin zu relativ unauffälligen Häusern, die sowieso nur ein Ziel verfolgen – die Aussicht.
28 . April 2021 - By Wojciech Czaja
Sonne, Strand und Meer gehen an diesem Ort eine überwältigend schöne Symbiose ein«, sagt Gaëlle Hamonic. »Finden Sie nicht? Wir haben auf die Formen und Rundungen dieser einzigartigen Landschaft reagiert und sie in unserem Turm, wenn man so will, in einzelne Elemente dekonstruiert und anschließend wieder neu zusammengefügt.« Das Resultat dieser philosophisch-geometrischen Gleichung hört auf den Namen Clelia Tower und umfasst 19 Luxuswohnungen mit rundum verglasten Fassaden und kreisrunden Freiflächen, die auf schlanken Pilzsäulen vor dem Hochhaus zu schweben scheinen.
»Manche dieser Säulenkonstruktionen tragen ein grünes Gartenparadies, auf anderen wiederum kann man die Füße zum Abkühlen in den azurblauen Privatpool tauchen«, erklärt die Architektin, die gemeinsam mit ihren Partnern Jean-Christophe Masson und Marie-Agnès de Bailliencourt das Pariser Büro Hamonic+Masson & Associés leitet. »Für mich jedenfalls ist dieser Turm mit seinen poetischen Blütenkelchen Inbegriff eines wunschlos glücklichen Wohnens am Wasser, zumindest in unseren Träumen.« Denn: Obwohl der außergewöhnliche Entwurf in internationalen Blogs zu den Lieblingsprojekten der Community zählt, wird er leider nicht realisiert.
Weitaus mehr Glück hingegen hatte der sogenannte Arbre Blanc im südfranzösischen Montpellier. Wie ein weißer Baum, 17 Stockwerke hoch, 193 Balkonplatten wie Äste und Zweige nach allen Himmelsrichtungen strebend, steht das extrovertierte Wohnhaus am Ufer der Lez und macht so neugierig auf eine lustvolle Erkundung, dass man am liebsten daran hochkraxeln möchte. »Die Balkone ragen bis zu sieben Meter aus der Fassade und sind selbstverständlich ein wichtiges Gestaltungsmittel«, sagt Dimitri Roussel, Chefarchitekt des Pariser Büros Dream Architectes. »Aber in so einer privilegierten Lage am Wasser, umgeben von der kühlen Brise des Flusses, wäre es ein Verlust, dieses Potenzial nicht auszuschöpfen.«
Errichtet wurde das weiße Baumhaus mit insgesamt 113 freifinanzierten Wohnungen im Zuge der kommunalen, 2013 ins Leben gerufenen Initiative »Folies du XXIe siècle«, die die Baubranche dazu aufrief, sich nach allen Regeln der Kunst auszutoben. »Noch nie zuvor hat eine Stadtverwaltung offiziell zu architektonischer und baukultureller Narrenfreiheit aufgerufen«, sagt Roussel. »Es gab keine Spielregeln, keine Vorschriften, ja nicht einmal eine Bauordnung, an die man sich minutiös zu halten hatte. Wir hatten eine komplette Carte Blanche.« Mit an Bord waren der japanische Architekt Sou Fujimoto, die beiden Partnerbüros Nicolas Laisné und Oxo Architectes sowie die drei Investoren Opalia, Evolis Promotion und Promeo Patrimoine.