Wenn die Stadt seltsame Blüten treibt
Stadtpark und Stadtgarten, eine fade Angelegenheit? Von wegen! Diese sieben Projekte aus aller Welt beweisen, dass innerstädtische Parkanlagen ein genialer Abenteuerspielplatz für Jung und Alt sein können. Zudem eignen sich diese urbanen Hotspots, wie Thomas Heatherwick das ausdrückt, als sozialer Kondensator.
29 . Juli 2021 - By Wojciech Czaja
Die Fahrt mit dem Schlepplift, zweimal scharf rechts um die Kurve, dauert nur ein paar Minuten. Kaum hat man den Teller zwischen seinen Beinen wieder losgelassen, befindet man sich auf 85 Meter Höhe, unter einem die Skyline von Kopenhagen mit ihren unzähligen Hafenbecken und ihren kupfergedeckten Türmen, die wie Stecknadeln in den Himmel ragen. Und dann geht’s los, unweigerlich muss man an Wolfgang Ambros denken, »weil Schifoan is des leiwaundste, wos ma sich nur vurstelln kann!«
Wie bitte, Ski fahren? Ja, genau. »Der höchste Berg in Dänemark ist gerade mal 170 Meter hoch«, sagt Bjarke Ingels, der mit seinem Architekturbüro BIG seit vielen Jahren schon seine Bauherren immer wieder mit frechen, innovativen Projekten überrascht. »Daher hatten wir die Idee, das Dach der Müllverbrennungsanlage Amager Bakke zu nutzen und den Menschen auf diese Weise zumindest ein künstliches Gebirge anzubieten. Hier können sie wandern, klettern im Sommer und im Winter mit den Skiern und Snowboards den 450 Meter langen Hang runterfahren oder einfach nur die Aussicht genießen.«
Um die Emissionen des Heizkraftwerks braucht man sich auch keine Sorgen zu machen, wie Ingels erklärt: »Die Technologie, die wir hier verwenden, macht es zum saubersten Müllheizkraftwerk der Welt. Es gelangen keinerlei Giftstoffe aus dem Schornstein. Wir zeigen der Welt, dass saubere Technologie, saubere Industrie und sauberer Strom nicht nur gut für die Umwelt sind, sondern auch für die Menschen, die hier leben. Wir wollen mit diesem Projekt beweisen, dass man auch aus Infrastrukturbauten, die normalerweise weit an den Stadtrand verdrängt werden, ein attraktives Naherholungsgebiet für die Bevölkerung sowie einen touristischen Hotspot schaffen kann, wenn man nur will. Möglich ist es!«
Der im Herbst 2019 eröffnete CopenHill zählt mit Sicherheit zu den wahnwitzigsten städtischen Parkanlagen der Welt. Aber auch in Wien, Belgrad, Seoul, Tainan und New York gibt es allerlei exotische urbane Grünanlagen, die der bestehenden Stadt auf innovative Weise ein Stückchen Grün abtrotzen. Erst unlängst wurde in New York ein 10.000 Quadratmeter großer Park eröffnet. »Little Island« vom britischen Studio Heatherwick, das sich in den letzten Jahren vor allem mit den neuen Londoner Doppeldeckerbussen sowie mit der Revitalisierung eines alten Hafensilos in Kapstadt zum berühmten Zeitz MOCAA einen Namen machen konnte, ist eine dreidimensionale Parkskulptur mitten im Hudson River.